Wie viele weibliche Türsteherinnen gibt es?

Um Schwierigkeiten für Frauen an der Clubtür ging es am Samstagabend in einer Gesprächsrunde im://about blank – ein weites Feld

Von Marie Serah Ebcinoglu

Wann haben Sie zuletzt eine als weiblich gelesene Türsteherin vor einem Club gesehen? Von den Taschenkontrolleurinnen und Ticketverkäuferinnen mal abgesehen, habe ich in all meinen Berliner Clubjahren erst einmal eine Frau an der Tür gesehen. Türsteher scheint immer noch ein Männerberuf zu sein. Und ein mystifiziertes soziales Milieu. In Berlin sind zwei Arten männlicher Türsteher besonders verbreitet: einerseits die mit extra viel männlichem Pathos (breit gebaut, braun gebrannt, 100 Kilo Hantelbank) und andererseits auch ein paar Kultpersonen wie Sven Marquardt vom Berghain. Welchen Space kann Weiblichkeit hier einnehmen?

Der Frage nach den Schwierigkeiten für Frauen an der Tür widmete sich am Samstagabend eine Gesprächsrunde im://about blank. Es diskutierten die Türsteherinnen Nadine und Alina, die Soziologin Christine Preiser, die viel zu Türarbeit forscht, und Lewamm „Lu“ Ghebremariam von der Arbeitsgruppe „Awareness“ der Clubcommission Berlin. Das Gespräch leiteten Birgit Ziener von Helle Panke – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin und die Journalistin Laura Ewert. Der Abend wollte viel schaffen: Es sollte über Fremdzuschreibungen diskutiert werden, denen sich weibliche Türsteherinnen ausgesetzt sehen.

Es sollte über Tätigkeitsfelder von Türsteherinnen diskutiert werden: Sollen sie nur selektieren wer rein darf? Oder auch Awareness- und Carearbeit übernehmen, also aufpassen, dass es drinnen allen gut geht? Wie steht das im Verhältnis zu ihrer gelesenen Weiblichkeit? Müssen sich in Teams öfter weibliche Türsteherinnen um Gäste kümmern, weil sie Frauen sind?

Gibt es überhaupt viele weibliche Türsteherinnen? Und: Wie notwendig sind „gute Türen“ überhaupt, sollte nicht zu einem System gestrebt werden, dass eine Tür gar nicht mehr nötig macht? Sehr viele, sehr große Themen also, von denen jedes einzelne einen ganzen Abend hätte füllen können. Und daran scheiterte auch die sonst sehr interessante Diskussion etwas.

Mit Fragen an Alina und Nadine wurde versucht, sich dem Arbeitsalltag von Türsteherinnen zu nähern – über die Reaktionen von Gästen, wenn sie von einer Frau an der Tür abgewiesen werden, über Erwartungshaltungen von männlichen Teammitgliedern und gelebtem Sexismus an der Tür, über Konkurrenz zwischen weiblichen Türsteherinnen, über diskriminierende Strukturen der Gästeselektion und über progressive Türarbeit.

Leider blieb es hier meist bei der Benennung und Andeutung von Problemen. Die oft gezielt provokanten Fragen waren etwas zu kompliziert gestellt und verwirrten sowohl die Diskussionsteilnehmerinnen als auch das Publikum. Auf die Antworten wurde dann kaum von der Moderation eingegangen und schon mit der nächsten Frage oder Aussage begonnen, die dann ein großes neues Fass aufmachte. Das Gespräch nahm etwas an Fahrt auf, als Lu Ghebremariam und Christine Preise sich der Runde anschlossen und sich der Erklärung einiger struktureller Probleme widmeten.

Was kann also als Resümee gezogen werden, nach einem sehr vielschichtigen Abend, mit interessanten Ge­sprächs­teilnehmer*innen, wichtigen Fragen, aber einer sehr zerfaserten Diskussion? Die Türcrew im Blank scheint mit ihrer progressiven Tür einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen. Ihnen geht es darum, mit ihrer Tür einen Raum zu schaffen, in dem möglichst diskriminierungsarm und inklusiv gearbeitet und gefeiert wird. Um einen solchen „Safe Space“ zu schaffen, der diverse Realitäten abbildet, braucht es auch diverse Repräsentation an der Tür, sagt Lu Ghebremariam.

Und gibt es nun viele Frauen an der Tür, oder nicht? „Am Ende gibt es doch noch nicht so viele weibliche Türsteherinnen“, meint Alina, „und es wäre cool, wenn wir mehr werden.“