Jeder 5. Europäer leidet unter Lärm

Die Europäische Umweltagentur wirft der EU vor, ihre Ziele zu verfehlen

Jeder fünfte Europäer leidet unter Lärmbelastung. Die größte Ursache sei der Straßenverkehr, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Europäischen Umweltagentur (EAA) in Kopenhagen. Und die Belastung werde im kommenden Jahrzehnt weiter zunehmen, warnen die Experten. Sie stufen die Lärmbelastung als gesundheitsgefährdend ein und werfen der EU vor, ihre selbst gesetzten Ziele zur Verringerung des Lärms zu verfehlen.

Die EAA schätzt, dass rund 113 Millionen Menschen in Europa dauerhaft Verkehrslärm ausgesetzt sind. 22 Millionen leiden unter Bahn- und 4 Millionen unter Flugzeugkrach.

In den meisten europäischen Ländern sind laut EAA mehr als die Hälfte der Stadtbewohner einem Lärmpegel von mindestens 55 Dezibel ausgesetzt – und damit mehr als dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Höchstwert von 53 Dezibel.

Insbesondere nächtlicher Krach hat Auswirkungen auf die Gesundheit, da er zu Schlafstörungen führen kann. Chronischer Lärm kann gar Herz-Kreislauf- sowie Stoffwechsel-Erkrankungen auslösen und die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen. Nach Angaben der EU-Behörde könnte der anhaltende Lärm für 12.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich sein und bei 12.500 Kindern in Europa zu kognitiven Störungen beigetragen haben.

Die EAA wirft der EU vor, ihr für 2020 angepeiltes Ziel, den Lärm zu reduzieren und sich dem von der WHO empfohlenen Lärmpegel anzunähern, nicht zu erreichen. Stattdessen werde die Geräuschbelastung durch das anhaltende Wachstum der Städte und die wachsende Mobilitätsnachfrage noch zunehmen.

Die EAA fordert Politiker auf lokaler und nationaler Ebene auf, sich für eine Lärmreduzierung einzusetzen. Am ehesten gelinge dies durch eine Veränderung der Mobilität in Städten, sagte die zuständige EAA-Abteilungsleiterin Catherine Ganzleben am Donnerstag. Rad- und Fußverkehr sowie öffentliche Verkehrsmittel müssten stärker gefördert werden. Solche Maßnahmen würden auch die Luftqualität in europäischen Städten verbessern, fügte sie hinzu. (afp, taz)