die drei fragezeichen
: „Wir haben Kapazitäten für Geflüchtete frei“

Foto: Stadt Rottenburg

Stephan Neher, CDU, seit 2008 Oberbürgermeister der Stadt Rottenburg am Neckar. Bereits 2015 hatte die Stadt zahlreiche Geflüch­tete aufge­nommen.

1 taz am wochenende: Herr Bürgermeister, die Stadt Rottenburg am Neckar ist Teil des Bündnisses „Städte Sicherer Häfen“ der Initiative „Seebrücke“, das sich für die Rettung Geflüchteter in Seenot und darüber hinaus einsetzt. Wie kam es dazu?

Stephan Neher: Wir kannten damals alle die Bilder, die vom Mittelmeer über die Medien zu uns kamen. Salvini hatte jedem Schiff die Einfahrt verweigert, was zu dramatischen Zu­stän­den auf den Schiffen und auf dem Mittelmeer führte. Damals sagten wir uns: „Wenn Europa nicht zusammenfindet, wenn Regierungen und Innenminister sich nicht einigen, braucht es ein Si­gnal von kommunaler Ebene, dass wir dieses Vorgehen nicht unterstützen können.“ Da wir Kommunen deutlich mehr Kapazitäten zur Aufnahme Geflüchteter haben, als die Regierung verbreitet, haben wir uns zusammengeschlossen. Ein früherer Redakteur der Rottenburger Tageszeitung war Kapitän auf einem Seawatch-Schiff und schlug uns die Initiative vor.

2 Wie viele Geflüchtete könnte Rottenburg denn aufnehmen?

Ich tue mich mit Zahlen immer etwas schwer. Menschenrechte kennen keine Zahlen – solange es um die Einhaltung der Menschenwürde geht, muss man so viele Anstrengungen wie möglich unternehmen, um den Menschen helfen zu können. Vor zwei, drei Jahren haben wir teilweise 1.600 Menschen aufgenommen. Davon ist nur noch die Hälfte dauerhaft bei uns. Daher haben wir ausreichend Kapazitäten.

3 Wie würde die Aufnahme konkret ablaufen?

Wir können die bestehenden Unterkünfte in Rottenburg nutzen. Das hat die letzten vier Jahre auch gut funktioniert. Unsere Schulen und Kindergärten haben ebenfalls Kapazitäten für Geflüchtete frei.

Fragen: Luisa Kuhn