Die unbekannte Sozialarbeiterin

Das Auswandererhaus Bremerhaven widmet dem Leben der Arbeiterwohlfahrt-Gründerin Marie Juchacz und den Leistungen von Frauen in der Arbeiterbewegung eine Sonderausstellung

Juchacz stand 1919 als erste Frau in der Nationalver-

sammlung am Rednerpult

Die Gründerin der Arbeiterwohlfahrt Deutschland (AWO), Marie Juchacz (1879-1956), steht im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Und mitten in dem Ganzen stehen die Frauen der Welt“, die am Freitag im Auswandererhaus Bremerhaven eröffnet wurde.

Obwohl Juchacz eine wichtige Persönlichkeit ihrer Zeit war, sei sie heute weitgehend unbekannt – und noch unbekannter sei ihre Exilgeschichte, sagte Museumsdirektorin Simone Eick. Die Ausstellung widme sich zugleich den „enormen Leistungen der Frauen in der Arbeiterbewegung“.

Marie Juchacz stand 1919 während der Weimarer Republik als erste Frau in der deutschen Nationalversammlung am Rednerpult und gründete im selben Jahr die AWO. Nach der Machtergreifung der Nazis floh sie im Alter von 63 Jahren nach New York, wo sie eine AWO für die USA aufbaute. 1949 kehrte sie über Bremerhaven nach Deutschland zurück und wurde mit fast 70 Jahren Ehrenvorsitzende der AWO.

Die Ausstellung erzähle anhand persönlicher Zeugnisse, mit welchen sprachlichen, bürokratischen und finanziellen Schwierigkeiten Juchacz zu kämpfen gehabt habe, hieß es. Trotzdem habe sie ihr Kontaktnetzwerk aufrecht erhalten und es nach Kriegsende dafür genutzt, mit der AWO USA Hilfspakete an jene zu schicken, die in Deutschland die AWO neu aufbauten.

Mit der Ausstellung, die bis zum 31. Juli zu sehen ist, will das Auswandererhaus auch die Geschichte der Mitgründerin der AWO in Bremerhaven, Mathilde Rupperti (1895-1986), beleuchten. (epd/taz)