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: Der Wandlungsfähige

Elio Foto: Annegret Hilse/reuters

„Wir haben keine Angst. Unser Beruf ist ein Antidot gegen die Angst, die in unserem Land in diesem Moment das Einzige ist, was stark ansteckend ist.“ Der italienische Schauspieler Elio Germano beantwortete so eine etwas deplatzierte Frage zum Coronavirus während der Pressekonferenz zu „Favolacce“ („Bad Tales“), dem neuen Film der aus Rom stammenden Zwillingsbrüder Fabio und Damiano d’Innocenzo.

Zwei Wettbewerbsfilme auf einmal – das passiert nicht jedem Darsteller. Elio Germano ist das gelungen: bei der 70. Berlinale, einem Jahrgang mit starker italienischer Präsenz. Er spielt sowohl im erwähnten „Favolacce“ als auch in „Volevo Nascondermi“ (Hidden Away) von Giorgio Diritti, einem Film über Antonio Ligabue – ein Außenseiterkünstler und Einzelgänger der naiven Malerei.

Während Germano in „Volevo Nascondermi“ den äußerlich abstoßenden und durch sein erratisches Verhalten irritierenden Künstler als sensiblen und herzensguten Menschen darstellt, zeigt er in seiner Rolle als Familienvater im Film des wilden Regisseurduos aus Rom, dass ein „normales“, gefälliges Aussehen nur eine Oberfläche sein kann.

Bruno Placido, so heißt der Familienvater, vermittelt ein schleichendes Unbehagen, obwohl er fit und gut rasiert in seinem Garten am Grill steht. Als könnte gleich eine Bombe platzen. Bei der Pressekonferenz gibt sich Germano eher ruhig, hört zu und hilft ab und an den beiden 31-jährigen Regisseuren, sich an die eben gestellten Fragen der Journalisten zu erinnern. Für sein politisches Engagement ist Germano schon länger bekannt. Als er 2010 in Cannes den Preis für den besten Darsteller in „La nostra vita“ bekam, widmete er ihn Italien und seinen Landsleuten, „die jeden Tag versuchen, ihr Land zu verbessern (...) trotz der Regierenden“. Auf der Berlinale war er schon 2012 zu sehen: in „Diaz – Don’t clean up this blood“, einem Film über die brutale Polizeigewalt gegen Demonstranten, die sich beim G8-Gipfeltreffens 2001 in Genua ereignete.

Trotz Germanos Mahnung gegen die Angst wird leider der für Donnerstag geplante italienische Kinostart von „Volevo Nascondermi“ vertagt: Wegen des Coronavirus bleiben die Kinos in fast ganz Norditalien vor­übergehend geschlossen.

Sara Piazza