Das Gelbe vom Eiweiß: Ribosomen als Lebenselixier

NOBELPREIS Der Chemienobelpreis ehrt dieses Jahr die Erforschung der Entstehung von Proteinen in Zellen

BERLIN taz | Drei Zellforscher bekommen den diesjährigen Nobelpreis für Chemie. Die Israelin Ada E. Jonath, Venkatraman Ramakrishnan aus Großbritannien und der US-Forscher Thomas A. Steitz hätten die dreidimensionale Struktur der sogenannten Ribosomen aufgeklärt und damit erkannt, wie die Erbinformation der Gene in den Körperzellen in Proteine umgesetzt werden, teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit.

Die Ribosomen, ein Grundbaustein von Zellen, werden auch als „zelleigene Proteinfabrik“ bezeichnet. Sie sind essenziell für alle Lebewesen. Sie setzen die Erbinformation, die von den Genen abgelesen wird, in Proteine (Eiweiße) um. Jeweils ein Dreierkode der DNA steht dabei für eine bestimmte Aminosäure. Die Ribosomen setzen dann die Proteine nach der DNA-Anweisung als lange Kette zusammen.

Als die heute 70-jährige Biochemikerin Ada Jonath Anfang der 70er-Jahre damit begann, sich mit den Ribosomen zu beschäftigen, war noch unklar, wie diese aufgebaut sind und funktionieren. Mittels der Röntgenstrukturanalyse, einer Methode, die schon bei der Aufklärung der DNA-Struktur eingesetzt worden war, konnte sie die Form aufklären. Ihre ersten dreidimensionalen Bilder lieferte sie nach fast zehnjähriger Arbeit. Zwanzig Jahre später lieferte sie Ribosomen-Aufnahmen, mit denen sogar erklärt werden konnte, wo die einzelnen Atome in dem komplexen Molekül sitzen.

Auch der in Indien geborene US-Bürger Venkatraman Ramakrishnan, der im britischen Cambridge arbeitet, und Thomas A. Steitz von Yale in den USA forschten mit Ribosomen. Unabhängig voneinander und fast zeitgleich mit Jonath erzielten sie ihre Ergebnisse. WOLFGANG LÖHR