IN DER UCKERMARK
: Oberförsterhaus

Das Bad ist eine Erscheinung, ein Stück alte DDR

Da steht ein Haus am Rande des Weltnaturerbes. Es ist ein ehemaliges Oberförsterhaus, in dem wohl auch mal Goebbels (ja, der) die Förstertochter mühsam bestiegen hat, damals. Vier, fünf umliegende Häuser, eine Menge Wald. Das Haus selbst wird nach und nach renoviert und riecht nach Staub, nach Holz, nach Spinnweben. Es gibt jede Menge Getier. Eine kleine Fledermaus in einem Dachwinkel. Eine rote Kröte im Keller. Spinnen, Bremsen, Stechmücken, Falter, Käfer. Mäuse, die im Dachstuhl herumtrippeln, eine mitgebrachte Stadtkatze, die sich gleich eine Zecke fängt. Ein großes Gezirpe und Gesumm, und gelegentlich erklingt die süßliche Melodie eines Rasenmähers.

Am ersten heißen Tag machen wir uns auf den Weg zum See. Irgendwo soll es eine Liegewiese geben, wir biegen aber zu früh links ab und geraten in einen Wald aus Greisen. Senioren und Seniorinnen, die die frische Luft genießen, pausieren von ihrem Aufenthalt in der kardiologischen Klinik hinten auf dem Hügel. Wir fahren weiter, immer am See entlang, die Strecke wird einsamer, bis eine Kutsche erscheint. Eine Pferdekutsche! Mitten im Wald!

Kurz darauf erreichen wir endlich das Strandbad. Das Bad ist eine Erscheinung, ein Stück alte DDR, mit lächerlichem Eintrittspreis, der jetzt am späten Nachmittag eh flachfällt. Dafür gibt es Schwimmbadpommes und Schwimmbadfanta, das Wasser ist klar und kühl. Fische ziehen über den moosweichen Boden. Im Hintergrund steht ein kleiner Bus, der mit dem comicartigen Bild eines Bibers verziert ist. Der sogenannte Biberbus. Er holt die Kinder ab.

Wir hingegen sind mit dem Rad da. Die lange Fahrt zurück führt an einem Hof mit einem kläffenden Schäferhund vorbei. Am Forsthaus erwarten uns zwei Schafe, sie schauen treudoof aus ihrem Gehege herüber. Die Hühnerschaft samt Hahn posiert auf dem Nachbarhof. RENÉ HAMANN