Jetzt neu: der Altverbitter

Auf der Suche nach einem schmückenden Titel

Hineingeboren in diese, unsere titelfernen Zeiten, tragen wir leider kein schmückendes Namensbeiwerk, doch schon immer wünschten wir uns, eines Tages im Ruhestand den würdigen Titel „Altbischof“ tragen zu dürfen. Dann starb im vorigen Jahr der Altgroßherzog von Luxemburg, und sofort wussten wir: Nicht Altbischof, sondern Altgroßherzog wollten wir künftig gerufen werden. Schließlich aber lasen wir am Sonntag Erstaunliches über den kirchlichen Titel „Propst“. Der Propst ist, kurz gefasst, eine Art Unter- oder Regionalbischof für einen bestimmten Sprengel, die Propstei. Zudem gibt es eine Besonderheit im schönen Lande Holstein. Dort existiert nämlich ein „Probst“, der nicht etwa – Scherz muss sein! – ständig Geistlichen zuprobstet, nein, er stammt meist aus der Ritterschaft, ist der männliche Rechtsvertreter von Damenstiften und gar kein Geistlicher. In Holstein aber wird der Probst auch „Verbitter“ genannt. Kommt das vom Ausruf „Ich verbitte mir das!“ gegenüber den Stiftsdamen? Wie auch immer. Nun wollen wir endgültig im Ruhestand den wahrlich irisierenden Titel „Altverbitter“ tragen. Dieser Rang, dieser Klang, dieses gar nicht Bittere, sondern volltönend Bestimmte: Der „Altverbitter“ ist der wahrscheinlich würdigste Titel der Welt.