Zen, Zauberflöte, Hexenspuk

Kammermusikalische „Glaubenswelten“ im Theater im Delphi

Von Thomas Mauch

An Abwechslung fehlte es bestimmt nicht. Schließ­lich durfte man hier Musik aus der Renaissancezeit hören und barocke und klassische Prunkstücke, es gab avantgardistische Einwürfe und Folkloristisches – was alles ganz zwanglos aneinandergereiht wurde in dem donnerstäglichen Konzert im Theater im Delphi. Mit dem Stichwort „Glaube“ als rotem Faden sollten die Stücke aber zusammengeheftet werden.

Dabei dienten diese „Glaubenswelten“ – so der Titel des Kammerkonzerts mit Bläsern des Rundfunk-Sinfonierorchesters Berlin – weniger der religiösen Versicherung. Da würde doch bereits der Plural dagegen stehen. Eher ging es darum, dass die Musik manchmal eben so eine Taschenlampe ist, um in transzendentale Räume hineinzuleuchten.

Dabei durfte man dann im Delphi, dem ehemaligen Stummfilmkino, in die unterschiedlichsten Richtungen hören mit den weiteren Stichpunkten „Glaube, Aberglaube, Ritual, Ekstase“, die da auch noch formuliert wurden in diesem moderierten und mit Anekdoten angereicherten Konzert. Etliche Türen wurden aufgemacht und kurz waurde mal das Licht angeknipst: Eine Anrufung Marias mit der für Blasinstrumente bearbeiteten Motette von Carlo Gesualdo, „Ave, dulcissima Maria“, ein adventliches Choralstück von Johann Sebastian Bach, die Ouvertüre zu Mozarts „Zauberflöte“, der Schauermärchenschwank „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ von Modest Mussorgski mit dem musikalisch ausgepinselten Hexenspuk – hat halt alles ganz irgendwie mit Glaubensfragen zu tun und klang schon recht hübsch.

Aber das hatte bei diesem Flanieren durch die Zeiten und Klangräume auch etwas Reiseführerhaftes. Überall Hörenswürdigkeiten und zwischendurch sozusagen als Geheimtipp sogar Stücke, die etwas sperriger im Raum standen wie „Ko-Lho“ von dem recht eigenwilligen italienischen Komponisten Giacinto Scelsi. Da schmiegen und reiben sich Flöte und Klarinette aneinander in einer bohrenden Insistenz. Man darf sich dazu so ein zen-buddhistisches Harken eines Steingartens vorstellen. Und gleich nach dieser Übung in Rigidität gab es eine zickig agitierte Salonmusik des französischen Komponisten Henri Tomasi, die halt deswegen ins Programm passte, weil bei diesen „Cinq danses profanes et sacrées“ mit dem „geistlichen“ das passende Stichwort gefallen ist.

Gegenseitig zu sagen aber hatten sich die Stücke von Scelsi und Tomasi eigentlich nichts. Doch so ganz genau wollte man das mit dem Glauben oder gar einem Zweifel sowieso nicht wissen. Lieber sollte man hören, was halt musikalisch alles möglich ist. Ein bunter Abend.