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Beate Scheder schaut sich in Berlins Galerien um

Es war im New York der frühen 1970er Jahre, als Robert Anton ein Puppentheater, inspiriert von Antonin Artauds „Theater der Grausamkeit“ und Alchemie, Renaissancegemälden von Hieronymus Bosch, Hollywoodfilmen, Popkultur und politischem Geschehen, gründete. In den Genuss seiner surrealen Bildsprache kam jedoch stets nur ein kleines, ausgesuchtes Publikum. Die Aufführungen fanden in geschütztem Rahmen statt, Foto- und Filmaufnahmen waren streng verboten. Aus seiner Sicht natürlich nachvollziehbar, schade nur für die Nachgeborenen. Bei Capitain Petzel kann man nun immerhin eine Auswahl von Figuren, Requisiten und Zeichnungen besichtigen. Kuratorin Anke Kempkes bringt diese mit Kunst aus unterschiedlichen Dekaden zusammen, von Hannah Höch, Jimmy De Sana, Zoe Leonard oder Joanna Piotrowska und mit Arbeiten bzw. Archivmaterialien von Theaterleuten wie Federico Garcia Lorca oder Tadeusz Kantor, in denen Motive anklingen, die ebenso eine Annäherung an Antons Kreationen darstellen wie auch eine Aktualisierung seiner nach wie vor relevanten Themen: Queerness und Perfomance, Privatheit und Politik (bis 20. 2., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Karl-Marx-Allee 45).

So lieblich wie sich die Wiesenblumen und Gräser auf der Malerei von Vibeke Slyngstad auch im Wind wiegen, der schöne Schein trügt, bei einigen von ihnen zumindest. Slyngstad hat als Vorbild Fotografien von Landschaften benutzt, die sie auf Bodenhöhe, aus der – wie es der Text zur Ausstellung bei Kristin Hjellegjerde beschreibt – Perspektive eines Kindes aufgenommen hat. Shuafat ist mit dabei, ein leeres Stück Land nah bei einem Flüchtlingslager in Ostjerusalem, Mexiko kurz vor der US-amerikanischen Grenze, wo Trump seine Mauer bauen möchte. Die Bilder übertragen diese Spannung zwischen friedlicher Natur und menschlicher Gewalt leider nicht, man muss wissen, wie die Titel der Arbeiten lauten, damit man es ahnen kann. Womöglich ist es das, was Slyngstad mit dem Mysterium der Dinge meint. „Mystery of Things“, so heißt die Ausstellung (bis 7. 3., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Linienstr. 130).

Tatsächlich beeindruckend – akustisch wie visuell – ist hingegen die gigantische Soundinstallation „Bergama Stereo“ von Cevdet Erek im Hamburger Bahnhof, die dieser nach dem Vorbild des Pergamonaltars konzipiert hat. Ein erneuter Besuch lohnt sich am Samstagabend ganz besonders, wenn Ayben, Volkan T und David Moss dort die Beschreibung des Pergamonaltars aus Peter Weiss’„Die Ästhetik des Widerstands“ in deutscher, türkischer und englischer Sprache rappen (15. 2., 20 Uhr, Invalidenstr. 50–52).

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