: Hauptsache, schöne Urlaubsbilder
Die Hamburger Reisemesse „oohh! FreizeitWelten“ versucht sich am Thema nachhaltiges Reisen
Von Yasemin Fusco
Gleich sechs Spezialmessen fassen die Hamburger Messehallen Anfang Februar unter einem Dach zusammen – obwohl doch alle ausdrücklich inspirieren sollen, die eigenen vier Wände zu verlassen und zumindest den Blick mal in die mehr oder weniger nahe Ferne schweifen zu lassen: Wer ein Ticket für die „oohh! FreizeitWelten“ kauft, kann vom 5. bis zum 9. Februar die „Reisen Hamburg“, „Rad Hamburg“, „Caravaning Hamburg“, „Kreuzfahrtwelt Hamburg“, die „Fotohaven Hamburg“ mit Smartphone- und Drohnenfotografie für Profis und Freizeitfotografen sowie die „Autotage Hamburg“ besuchen.
Aber wie passt all das zusammen mit dem ausdrücklich formulierten Anspruch des Veranstalters, dem Thema Nachhaltigkeit auf Reisen und im Urlaub zukünftig eine größere Rolle zuzugestehen? Wie verhalten sich eine Auto- und eine Kreuzfahrtmesse zum Umweltbewusstsein, an das auf der Vortragsbühne „Neues Reisen“ appelliert wird?
Denn tatsächlich fahren zum Beispiel die meisten Deutschen zwar am liebsten im eigenen Land in den Urlaub, benutzen dafür aber weiterhin meist das eigene Auto und nicht etwa die Bahn. Immerhin: Bei der Automesse kann man sich auch über das Thema E-Mobilität informieren und Elektroautos Probe fahren.
Auch die Nachfrage nach Kreuzfahrten ist trotz der Debatte um die fortschreitende Klimakrise und die Kosten des Kreuzfahrtbooms der vergangenen Jahre für die Umwelt kein bisschen gesunken: Rund 40 Unternehmen buhlen auf der Kreuzfahrtmesse um die „Kreuzfahrt-Community im Norden“, so die Veranstalter. Kritisch auf die Umweltbelastungen der Branche schaut im Bühnenprogramm aber gerade mal ein einziger Vortrag der Betreiber*innen der Webseite „Schiffstester“ über aktuelle Kreuzfahrttrends: „Immer größer, immer nachhaltiger?“
Ein Trend in allen präsentierten „Freizeitwelten“ ist unbestreitbar, das Erlebte mit immer professionelleren Fotoapparaten oder Videokameras in – so formuliert es die Messe Hamburg – „faszinierenden Bilderwelten“ einzufangen. Nicht nur im Rahmen der „Fotohaven Hamburg“ wird das schöne Bild immer bedeutender, das man (sich) vom möglichen Reise- oder Freizeitziel macht.
Eine, die das – so der Veranstalter auf der Webseite – „als erste deutsche Spitzenpolitikerin“ getan haben soll und nun die Ergebnisse in einer Fotoausstellung präsentiert, ist zumindest als Grüne in Sachen Umweltbewusstsein eher unverdächtig (auch wenn die Bild-Zeitung ihr im vergangenen Jahr fälschlicherweise unterstellte, eine klimaschädliche „Mega-Reise“ unternommen zu haben): Claudia Roth hat einige ihrer Reisen mit einer Leica Q festgehalten.
Ob man ihr nacheifern kann, muss aber jede*r noch mal selbst für sich ausrechnen: So eine Kamera kostet nämlich so viel wie ein nicht unbescheidener Familienurlaub: 4.000 Euro.
„oohh! FreizeitWelten“: Mi, 5. 2., bis So, 9.2., 10–18 Uhr, Hamburg Messegelände. Tagesticket 10 Euro, bei Online-Kauf 9 Euro, ermäßigt 7,50 Euro, für Kinder (6 bis 15 Jahre) 5,50 Euro, Familien-Ticket 20 Euro www.oohh-freizeitwelten.de/
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen