Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt:
Dass doch alles bei den stets wechselnden Vorlieben wiederkommt in der Musik, heißt es. Was wohl stimmt, hört man zum Beispiel in das am Freitag startende CTM-Festival rein, das auch nicht an der wieder frischen Lust an der menschlichen Stimme und an Chören gar vorbei will (mehr auf der Seite 2). Singen also geht (wieder). Was aber immer noch nicht geht, das ist das Gitarrensolo.
Wobei diesem Gebot natürlich nicht überall Folge geleistet wird. Bei den verbliebenen Classic-Rock-Bands oder deren Nacheiferern, die unbedingt noch mal die Siebziger-Jahre-Rockismen durchspielen wollen, wird fröhlich gegniedelt, was allerdings so cool wirkt wie … halt ein Gitarrensolo.
Wobei man sich in einem akustischen Reenactment selbst so was hübsch vorstellen könnte, wenn ein paar GitaristInnen ausgewählte Gitarrensoloklassiker aus den beliebten Livedoppelalben der Siebziger nachspielen würden. Nur halt nicht brav nacheinander, sondern gleichzeitig: als ein brachial wieder ins Kollektiv zurückgezwungenes Solieren. Wobei der Gitarrenabend heute am Donnerstag im Acud bestimmt nicht von Gitarrensoli her gedacht ist, die Gleichzeitigkeit aber ist schon ein Prinzip beim Zusammenspiel von Give Guitars To People – Jochen Arbeit, der ansonsten auch bei den Einstürzenden Neubauten tätig ist, Vitor Rua und Patricia Bateiras alias NATürlich. Im Wesentlichen geht es darum, dass sie je eine Klangwand vor sich aufrichten. Und weil da eben mehrere Gitarren am Werk sind, werden diese Wände zu Klangräumen ausgebaut. Mit diesem Gitarrendrone-Ambient ist bei Chris Cutlers ReR Megacorp-Label gerade ein Album erschienen, „The Look of Silence“, das von Give Guitars To People mit weiteren Gitarrendrones live im Acud befeiert wird (Veteranenstr. 21, 21 Uhr, 7–10 €).
Und die menschliche Stimme: Eigentlich immerjung. Wobei es schon etwas seltsam ist, wie jugendlich einem das Gesicht von Nahawa Doumbia auf der Volksbühnen-Seite entgegenschaut. Eine der beliebtesten Sängerinnen Malis sei sie, heißt es, und da müsste es dann doch auch vielleicht aktuellere Fotos geben von der mittlerweile 61-Jährigen. Aber auch in der musikalischen Schnellrecherche im Netz findet man zuallererst ihre ganz alten Aufnahmen aus den Frühachtzigern, weil die halt auf Awesome Tapes From Africa wiederveröffentlicht wurden. Und awesome ist die Musik von Nahawe Doumbia in ihrem perlenden Groove in der Tat. Man sollte ihr aber schon auch etwas Gegenwart gönnen: Am Mittwoch singt sie im Grünen Salon (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 15 €).
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