„Unerfüllter Lebenstraum“

Mit 80 statt mit 18: Seniorinnen als Aupair-Mädchen

■ 51, hat Soziologie und Kriminologie studiert. Sie arbeitet als selbstständige PR-Beraterin und gründete 2010 „Granny Aupair“.

taz: Frau Hansen, Sie vermitteln Seniorinnen als Aupairs. Waren Sie selbst Aupair?

Michaela Hansen: Nein, das ist mein eigener unerfüllter Lebenstraum. Ich wollte nach der Schule ins Ausland, habe dann aber früh geheiratet und mit zwanzig mein erstes Kind bekommen. Später habe ich immer sehnsuchtsvoll Sendungen über junge Aupairs angeschaut – und mich gefragt, warum es das nicht auch für Frauen über 50 gibt.

Geht das vielen Frauen so?

Je bekannter das Projekt wird, desto mehr Bewerberinnen haben wir. Über dreihundert Frauen suchen zurzeit eine Familie, mehr als 2.000 haben sich auf unserer Homepage registriert.

Was für Frauen bewerben sich?

Vom Alter her sind die Frauen zwischen 45 und 75. Es gibt Bewerbungen aus dem ganzen Bundesgebiet – aber auch aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und sogar aus Russland. Eigentlich alles querbeet! Wir haben viele Lehrerinnen oder Frauen aus erzieherischen Berufen. Viele haben selbst Kinder großgezogen, manche auch nicht. Das ist wirklich ganz unterschiedlich.

Wie unterscheiden sich die „Grannys“ von jungen Aupairs?

Sie bringen auf jeden Fall mehr Lebenserfahrung mit. Für einige Familien ist ein junges Aupair wie ein weiteres Kind, die älteren sind selbstständiger. Dafür fällt es im Alter schwerer, seine Gewohnheiten zu überwinden.

Bereiten Sie Ihre Aupairs auf die Zeit im Ausland vor?

Wir bieten ein Seminar an, weil häufig nach der ersten Euphorie Zweifel kommen. Weil das soziale Umfeld negativ reagiert oder die Frauen selbst Angst bekommen, sich zu überfordern. In dem Seminar lernen sie, mit diesen Ängsten und Konflikten besser umzugehen.  INTERVIEW: CBÖ

„Granny Aupair“-Gala: 19 Uhr, Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64