Ohne Bafög geht es nicht

STUDIENFINANZIERUNG Schwarz-Gelb soll Bafög erweitern, statt es abzuschaffen, fordert der Chef des Deutschen Studierendenwerks. Zwei von drei Abiturienten fürchten zu hohe finanzielle Belastung bei einem Studium

HAMBURG taz | Das Deutsche Studierendenwerk (DSW) meldet Wünsche an die schwarz-gelbe Koalition an. „Beide Parteien haben im Wahlkampf betont, dass sie mehr Hochqualifizierte wollen“, sagte der DSW-Vorsitzende Achim Meyer auf der Heyde am Rande einer Tagung in Hamburg. „Das geht nur, indem sie das Bafög ausbauen und sich zu einer starken staatlichen Studienfinanzierung bekennen.“

Denn wer mehr Studierende gewinnen wolle, müsse diese auch fördern. Daran hapert es, wie jüngste Studien und drei Fallbeispiele des Studierendenwerks Hamburg zeigen. Nur 21 Prozent eines Geburtenjahrgangs schaffen zurzeit einen Hochschulabschluss. Auf die Uni kommen 80 Prozent der Akademikerkinder – aber nur 23 Prozent der Nichtakademikerkinder. So hat es Maximilian aus dem vornehmen Hamburg-Blankenese leicht. Seine ganze Clique hat Abitur, er bekommt Geld von den Eltern und ist redegewandt genug, um sich für ein Stipendium zu bewerben. Dennis aus dem Arbeiterstadtteil Jenfeld dagegen ist der Einzige aus seiner Clique, der studiert. Freund Kevin hat zwar auch Abitur, schreckt aber vor den Schulden aus Bafög- und Studiengebührenkredit zurück, die sich auf bis zu 20.000 Euro summieren können. Dennis bekommt zwar den Bafög-Höchstsatz von 648 Euro, doch die Lebenshaltungskosten in Hamburg liegen rund 200 Euro darüber. Dennis muss deshalb in einer Kneipe jobben, sich für ein Stipendium zu bewerben traut er sich nicht zu. Tatsächlich bekommen nur 2 Prozent aller Studierenden ein Stipendium, 70 Prozent von ihnen sind laut Studentenwerk „von sozial hoher Herkunft“. Nur wer sich gut präsentiert, kommt an diese Gelder. Deshalb müsse der Bafög-Höchstsatz von 648 Euro so weit erhöht werden, dass er die Lebenshaltungskosten deckt, sagt Meyer von der Heyde. Auch die Freibetragsgrenzen der Eltern müssten angehoben werden. Studiengebühren, die mittlerweile 60 Prozent aller Studenten zahlen müssen, seien kontraproduktiv.

Laut einer Allensbach-Studie fürchten heute zwei Drittel der Abiturienten eine zu hohe Belastung während eines Studiums. Und drei Viertel der Studierenden, die einen Abbruch erwägen, haben Geldsorgen. KAIJA KUTTER