Nils Schuhmacher
Hamburger Soundtrack
: Gebannt von der Entfremdung

Die ganz Welt“, so ergaben Recherchen des Spiegel, „verfolgt derzeit gebannt die Entfremdung von William und Harry.“ Sie erfährt, dass die gleichnamigen „Funko Pop“-Figuren aus Vinyl, die lange Zeit im Bruder-Package (zusammen mit Charles und Diana) erworben werden konnten, nicht mehr lieferbar sind. Und sie muss zur Kenntnis nehmen, dass die musikalischen Geschmacksprofile der beiden erhebliche Unterschiede aufweisen.

Harrys jüngst identifiziertes Soundcloud-Profil weist ihn als Freund von elektronischer Musik und DJ-Mixen aus. William erklärte im Rahmen einer Session, bei der er als DJ (!) auftrat, er höre gern „House. Aber mir gefällt auch Rock ’n’Roll und Klassik und ein bisschen R&B“. Es wundert niemanden, dass er vor diesem Hintergrund jüngst auch verlauten ließ, man sei „kein Team“ mehr. Wozu und wie auch?

Nun sagt ein chinesisches Sprichwort: „Keine Familie kann das Schild heraushängen: ‚Hier ist alles in Ordnung’“. Mit all ihrer dynastischen Erfahrung nehmen die Chinesen der Welt damit ein Stück der Verunsicherung, indem sie den Finger quasi in deren eigene Wunden bohren. Einen anderen Weg wählen die Iren mit ihrer Redewendung „As happy as Larry“. Als notorische Königshausskeptiker verbinden sie ihren weltberühmten Frohsinn mit falscher Rechtschreibung und machen auf diese Weise deutlich, dass sie weder besonders gebannt noch besonders genau auf das Geschehen blicken.

Und die Engländer? Man kann ihnen nur beim Schweigen zuhören. Kein Wort findet sich zur Causa bei Tusks (20. 1., Nochtspeicher). Wo sollte in ihrem vor Innerlichkeit strotzenden, geister­haft verrätselten Elektro-Darkpop für Außen­stehende aber auch Platz dafür sein? Kein Wort von den bissigen The Chap (23. 1., Hafenklang), die sich hier als zahnlos erweisen. Und Uriah Heep, Nazarethund Wishbone Ash (25. 1., Sporthalle), die das britische Königshaus seit seiner Gründung begleiten, sind ebenfalls verstummt.

So bleibt nur der Grime-Rapper Stormzy übrig. Der erklärte öffentlich sein Verständnis für Harrys Demission. Zugleich gestand er allerdings auch ein, dass ihn die Geschicke der Royals zumindest „nicht total“ interessieren. Und diese Art der streng dosierten Teilhabe ist dann auch erst im Februar in Hamburg zu hören.