Kunst machen und Taxi fahren

Die Meisterschüler der Hochschule für Künste zeigen ihre Arbeiten und bereiten sich auf die „freie Wildbahn“ vor

jbremen taz ■ „Die Abwesenheit der brennenden Pudel“ nennen die Nachwuchskünstler ihre Ausstellung, die sie am heutigen Samstag (6. August) in der Städtischen Galerie im Buntentor eröffnen. Was der Titel mit ihren Arbeiten zu tun hat? „Eigentlich nichts“, sagt Matthias Bösche. Christiane Fichtner ergänzt: „Der Wille zum Absurden war da. Die Ausstellung ist wie ein Roman, die Arbeiten sind die einzelnen Kapitel. Assoziativ aneinander gereiht.“

Eine minimalistische Skulptur – eine Erbse auf rotem Samt – ist genauso zu sehen wie eine Videoinstallation. Marina Schulze und Sibylle Springer aus der Klasse von Karin Kneffel verfremden in ihren Bildern Dinge des Alltags. Sie lassen viel Raum für Spekulationen darüber, was sich hinter oder unter den gemalten Stoffen verbirgt. Stephanie Stellmann hat sich von den Bremer Stadtmusikanten inspirieren lassen. Der Esel hat es ihr angetan. Nun ist er Hauptfigur ihrer Holzschnittarbeiten. Ganz anders arbeitet Christiane Fichtner: Sie hat sich fiktive Lebensläufe schreiben lassen und in Zusammenarbeit mit Kostüm- und Maskenbildnern fotografisch dargestellt.

Brennende Pudel sind also nicht zu finden in der Ausstellung. Vielleicht ist das die Verbindung zwischen den Arbeiten. Es gibt aber noch einen konkreteren Zusammenhang. Er ist biographischer Art: Ein Jahr lang haben 14 MeisterschülerInnen in verschiedenen Klassen der Bremer HfK ihre künstlerische Arbeit selbständig vertiefen können. Es ging viel um Identitätsfindung. „Und wir hatten Zeit, uns für die freie Wildbahn vorzubereiten“, so Christiane Fichtner. „Jedem ist klar, dass der Weg steinig wird.“

So entstand unter den Kunstschaffenden eine angeregte Diskussion darüber, inwieweit sich die Kunst an Markt und Publikum orientieren darf. Schnell wird deutlich: Selbstbewusstsein ist unabdingbar, um künstlerische Durststrecken zu überstehen. Um sich finanziell über Wasser zu halten, haben die Absolventen oft verschiedene Nebenjobs, gehen kellnern oder fahren Taxi. Stephanie Stellmann hat das Meisterjahr genutzt, um eine Zusatzausbildung als Kunstlehrerin zu abzuschließen. „Ich möchte meine Begeisterung vermitteln“, sagt sie „und auf jeden Fall mit der Kunst arbeiten.“

So unterschiedlich die einzelnen Lebensstränge sein mögen, die die MeisterschülerInnen mit ihrer Technik oder ihrem Kunstverständnis verfolgen. In einem sind sie sich einig: „So ziemlich jeder von uns würde sich ohne seine Arbeit die Kugel geben“, lacht Christiane Fichtner. SAS