Widerstand lohnt sich

Im Arbeitsstreit im Münchner Haus der Kunst haben sich die Aufsichten des Museums weitgehend durchgesetzt. Das geplante Outsourcing der Beschäftigten ist damit abgewendet

„Save the Guards“ lautete das Motto der Angestellten im Münchner Haus der Kunst, die ihre Arbeitsplätze behalten wollten – Rettet die Aufsichten. Auf Buttons war der Spruch gedruckt, diese wurden zum Erkennungszeichen des kreativen Widerstands und selbst im hauseigenen Buchladen verkauft. Kulturschaffende wie Kiki Smith, Chris Dercon, Senta Berger oder auch Markus Lüpertz solidarisierten sich und ließen sich mit Sticker fotografieren. Der Künstler Ai Weiwei kam gar in dass Haus, spielte den Kartenabreißer und wurde vom kaufmännischen Geschäftsführer Bernhard Spies rauskomplimentiert.

Der Kampf hat sich gelohnt: Vor der Einigungsstelle – einem rechtlichen Hilfsorgan bei Streitigkeiten – haben Geschäftsführung und Betriebsrat den Konflikt nun beigelegt. Wesentlich setzten sich die Beschäftigten durch, der Geschäftsführer ist zurückgewichen. So wird es zu keinem Outsourcing der 43 MitarbeiterInnen in den Bereichen Kasse, Aufsicht und Pforte kommen. Spies hatte die Auslagerung in eine Leih­arbeitsfirma geplant. Der Streit hatte zu bizarren Auswüchsen geführt. So hatte der Geschäftsführer Abmahnschreiben sowie einen Drohbrief an die gesamte Belegschaft verschickt, in dem unter anderem eine Mitarbeiterin namentlich mit heftigen Unterstellungen angegangen wurde.

Recht spezielle Leute

Spies hatte seine Pläne gegenüber der taz damit begründet, dass es zu aufwendig sei, die Arbeitspläne zu organisieren, da die Mitarbeiter in ganz unterschiedlichen Zeitmodellen tätig sind. Manche etwa seien nur 2 oder 4,5 Stunden pro Woche da. Man muss dazu aber wissen, dass die Aufsichten und Kassenkräfte in dem Haus am Eisbach recht spezielle Leute sind: häufig Kunstfanatiker oder selbst Künstler, die dort aus großer Leidenschaft nebenher arbeiten für wenig Geld, nämlich 11,84 Euro pro Stunde.

Dem Haus mit seinen Ausstellungen von moderner Kunst kommt das sehr zugute, meint der Betriebsrat, diese Beschäftigten seien nicht zu vergleichen mit dem normalen Personal von Leiharbeitsfirmen. Nun ist geplant, die 26 Vollzeitstellen auf etwa 30 bis 34 Personen aufzuteilen. Die Mitarbeiter sollen aufstocken, dafür Mini-Jobber wegfallen. Rentner möchte das Haus als Freiberufler behalten. Die Tage des Geschäftsführers Spies selbst sind gezählt, der 69-Jährige geht Mitte März 2020 in den Ruhestand. Neuer künstlerischer Leiter – die Stelle war seit dem Abschied des später verstorbenen Okwui Enwezor vakant – wird im April 2020 der jetzt bei der Londoner Tate Modern Gallery arbeitende Italiener Andrea Lissoni.

Patrick Guyton