HERMANN-JOSEF TENHAGEN HAUSHALTSGELD
: Vertrauensbildende Maßnahmen

Im Unterschied zum Gebrauchtwagen kann ich einen Aktienfonds nicht Probe fahren. Geldgeschäfte verlangen Vertrauen – das die Banken schaffen müssten. Dieser Tage zeigen sie, wie man es falsch machen kann

Die Banken verschicken derzeit dicke Infopakete. Sie müssen ihre Geschäftsbedingungen ändern. Eine gute Gelegenheit, den Kunden im Jahre zwei der Krise mit klaren Worten über seine neuen Rechte und Verpflichtungen aufzuklären und Vertrauen zurückzugewinnen. Eigentlich. Tatsächlich aber: Papierberge mit kleiner Schrift statt einer gut lesbaren Aufstellung, in der ich links die alten Geschäftsbedingungen finde und rechts die neuen – womöglich mit einer Begründung für den neuen Text.

Ist es wirklich zu viel verlangt, den Kunden freudig mitzuteilen, dass Europas Politiker beschlossen haben, dass Sie künftig die Stromrechnung für ihr italienisches Ferienhaus auch einfach per Lastschrift bezahlen können? Und welche Mühe sich die Bank gemacht hat, aus der Nutzung neuer Kundenrechte ein Vergnügen zu machen?

Andere Branchen versuchen, das Geschäft mit Ihnen zu einem positiven Erlebnis zu machen. Bei den Banken ist es bis dahin noch ein weiter Weg.

„Die Leute werden doch überall betrogen“, sagt ein Branchenkenner, das sei nun wirklich kein Spezifikum der Banken. Der Mann mag ja recht haben. Aber woher um Himmels Willen soll ich das Vertrauen nehmen, mit einem Geldinstitut Geschäfte zu machen?

Vertrauen! Bei der Bank muss ich als Kunde nicht nur Geld investieren, sondern auch Zuversicht. Ich kann den Gebrauchtwagen Probe fahren, den neuen Sattel gibt mir mein Fahrradhändler eine Woche zum Testsitzen mit. Bei Versteigerungen kann ich Kindersitze, für die ich bieten werde, vorher angucken.

Geldgeschäfte auf Probe gibt‘s hingegen nicht. Aktien erst kaufen und nach einer Woche bei bröckelnden Kursen zurückzugeben, das macht keine Bank mit. Für mein Geld bekomme ich in der Regel nur ein Versprechen. In zwölf Monaten gebe ich Dir dein Geld zurück – mit Zinsen. Und bei der Versicherung: Wenn Du mit dem Auto den Baum rammst, zahlen wir die Reparatur. Deshalb sind Geldgeschäfte Vertrauensgeschäfte.

Das stellt die Banken in der Krise vor ein Problem. Auch in Deutschland ist das Kundenvertrauen lädiert. Obendrein unternehmen Bankiers weitere Anstrengungen, es zu untergraben.

Man muss gar nicht an die drei britischen Investmentbankiers denken, die in drei Stunden für Schampus und Extras 47.000 Pfund ausgegeben haben. Eher an die fünf Vorstände der kleinen deutschen Niederlassung der Maple Bank, die zusammen 64 Millionen Euro im Jahr verdient haben sollen. Sie haben laut der Süddeutschen Zeitung Porsche beim Spekulieren mit VW-Aktien geholfen. Ihre Spezialität: Geschäfte mit geliehenen Aktien.

Jede Menge schlechte PR also. Da kommt es ganz recht, dass neue Gesetze eine Änderung der Geschäftsbedingungen erforderlich machen und die Banken das zum Anlass nehmen müssen, ihre Kunden von ihrer Freundlichkeit und Leistungsfähigkeit zu überzeugen – habe ich zumindest gedacht.

Der Autor ist Chefredakteur von Finanztest und im taz-Aufsichtsrat Foto: Karsten Thielker