Das Bierexperiment von Harburg

DO-IT-YOURSELF Studenten der TU Harburg brauen ihr eigenes Bier, die „Campusperle“. Sie benutzen dazu professionelles Gerät. Im Prinzip lässt sich das auch zu Hause machen

„Wir müssen nicht immer das gleiche Bier brauen, sondern können verrückte Sachen ausprobieren“

Lars Fischer, Student und Brauer

VON MORITZ KOHL

Durch Foyer und Maschinenhalle der TU Harburg geht es zu einem abgetrennten Bereich mit einer großen silbernen Maschine. Mehrer Luken, die zu Kesseln und Wannen führen, Schläuche, oben ein aufgeklappter Laptop. „Das ist das Herzstück unserer Brauanlage“, sagt Lars Fischer, Maschinenbaustudent und Chef der Braugemeinschaft Campusperle, die hier an der TU ihr eigenes Bier herstellt. Die Zutaten sind ringsrum verteilt – das Malz in weißen Säcken in einem großen Regal, Hefe und Hopfen in einer Reihe großer, weißer Kühlschränke.

„Der Geschmack des Biers hängt vor allem davon ab, welche Sorten und Mengen Malz, Hopfen und Hefe du verwendest“, erklärt Fischer. Er öffnet einen Kühlschrank und schraubt eine Plastikdose auf, an deren Grund sich kleine grüne Stückchen Hopfen, sogenannte Pellets, befinden. Ein intensiver Geruch von Zitrone dringt aus der Dose. „Das ist Cascade-Hopfen“, sagt Fischer. „Der wird zum Beispiel für Indian Pale Ale verwendet und gibt einen leichten Zitrus-Geschmack.“

Auch das Timing ist wichtig. „Gibt man den Hopfen während des Kochens früher zu, bekommt man mehr Bitterstoffe“, erklärt Fischer. „Gibt man ihn später zu, mehr Aromastoffe.“ Das beeinflusse sehr deutlich den Geschmack des Bieres.

Die Ausstattung der Braugemeinschaft wirkt äußerst professionell. „Kleine Gaststätten mit Schank arbeiten mit dem gleichen Prinzip wie wir“, sagt Fischer. Sie würden nur etwas größere Mengen produzieren. Braumaschine und Zutaten sind von den Instituten der TU Harburg gesponsert, mittlerweile ist ein Braupraktikum sogar Teil der Lehre an der Universität. Angefangen habe es viel kleiner, im Jahr 2006, mit einem Würstchenkocher und einer Baumwollwindel als Filter, sagt Fischer. „Man braucht einen Topf zum Erhitzen, einen Filter, einen Plastikeimer als Gärgefäß und ein Küchenthermometer, um die Temperaturen zu überprüfen.“ So könne jeder zu Hause brauen.

Oder man nutzt eines der Selbstbrau-Kits, die es mittlerweile online zu kaufen gibt. Hier werden einem sämtliche Ingredienzen zugeschickt – samt Anleitung, wie man daraus mit gewöhnlichen Küchenutensilien Bier macht. Wer sich etwas auskennt, kann dann mit Malzen, Hopfen und Hefen herumprobieren.

Allerdings muss der Heimbrauer darauf achten, nicht mit dem Gesetz aneinanderzugeraten. Unter eine Menge von 200 Litern im Jahr darf man zwar steuerfrei brauen, muss sein Hobby aber beim Hauptzollamt anmelden. Im letzten Jahr wurden für den Bereich Hamburg Stadt ungefähr 20 Anzeigen von Bierbrauern eingereicht, die alle unter den 200 Litern im Jahr bleiben. Das Amt vermeldet einen leichten Anstieg.

Während die silberne Maschine weiterarbeitet, wird das Sommerfestbier der Campusperle, das „Amber Ale“, verköstigt. Karamell-Malz sorgt für ein wenig Süße und die bernsteinerne Farbe, der Cascade-Hopfen gibt dem Bier einen fruchtigen Geschmack. Leute aus großen Brauereien seien oft neidisch auf die Studenten, sagt Fischer. „Wir müssen nicht immer das gleiche Bier brauen, sondern können verrückte Sachen ausprobieren.“