Kirche wirbt an Bremer Grundschulen: Unmöglicher Missionierungsversuch
Die Domgemeinde verteilt seit vier Jahren Briefe an Drittklässler dreier Grundschulen. Warum beschwert sich erst jetzt jemand?
Wenn die Bänke leer bleiben, scheint der Kirche jedes Mittel recht Foto: Franziska Kraufmann/dpa
Bremen taz | Natürlich muss die Kirche jede Gelegenheit nutzen, um an neue potenzielle Mitglieder heranzukommen. Jedes Jahr sinkt die Zahl derjenigen, die Kirchensteuer zahlen, der Kirche laufen die Schäfchen in Scharen davon. Insofern ist es aus Sicht der Domgemeinde gut und richtig, gezielte Werbung an Grundschulen für einen Vorkonfirmationsunterricht zu machen. Das ist in Bremen nicht verboten, das Schulgesetz verbietet nur Werbung für Parteien, für Religionsgemeinschaften gibt es noch keine Regelung.
Und am Angebot der Kirche an sich ist auch nichts auszusetzen, es herrscht schließlich Religionsfreiheit. Die betroffenen Grundschulen hätten der Domgemeinde dennoch etwas husten müssen. Seit vier Jahren geht das, aufgeregt hat das bisher offenbar niemanden in der Gegend, in der überwiegend Mittel- und Gutverdiener*innen leben.
Man stelle sich vor, eine Moscheegemeinde hätte Grundschulkindern eine bunte Broschüre an die Hand gegeben, in der sie für einen Koran-Unterricht wirbt. Selbst in den Stadtteilen, in denen viele Muslim*innen leben, erscheint das als eher unwahrscheinliches Szenario. In jedem Fall wäre die Empörung zu Recht groß gewesen. Indoktrination! Gehirnwäsche!
Werbung am Elternabend macht es kaum besser
Jetzt sollen nach Elternprotesten die Broschüren der Domgemeinde nicht mehr gemeinsam mit einem Begleitschreiben direkt an Neunjährige verteilt, sondern auf einem Elternabend ausgehändigt werden.
Das macht es kaum besser. Gut daran ist nur, dass die Schulleiter*innen der Domgemeinde jetzt den direkten Zugang zu den Kindern verwehren. So kommen Friedrich Anton und Martha Luisa vielleicht nicht mehr nach Hause und sagen, sie möchten bitte, bitte auch zum Konfi³, weil Kasimir Johann und Sophia Magdalena auch gehen und alle anderen auch.
Aber auch Eltern haben ein Recht darauf, von Missionierungsversuchen an ihren Kindern unbehelligt zu bleiben.
Kirche wirbt an Bremer Grundschulen: Unmöglicher Missionierungsversuch
Die Domgemeinde verteilt seit vier Jahren Briefe an Drittklässler dreier Grundschulen. Warum beschwert sich erst jetzt jemand?
Wenn die Bänke leer bleiben, scheint der Kirche jedes Mittel recht Foto: Franziska Kraufmann/dpa
Bremen taz | Natürlich muss die Kirche jede Gelegenheit nutzen, um an neue potenzielle Mitglieder heranzukommen. Jedes Jahr sinkt die Zahl derjenigen, die Kirchensteuer zahlen, der Kirche laufen die Schäfchen in Scharen davon. Insofern ist es aus Sicht der Domgemeinde gut und richtig, gezielte Werbung an Grundschulen für einen Vorkonfirmationsunterricht zu machen. Das ist in Bremen nicht verboten, das Schulgesetz verbietet nur Werbung für Parteien, für Religionsgemeinschaften gibt es noch keine Regelung.
Und am Angebot der Kirche an sich ist auch nichts auszusetzen, es herrscht schließlich Religionsfreiheit. Die betroffenen Grundschulen hätten der Domgemeinde dennoch etwas husten müssen. Seit vier Jahren geht das, aufgeregt hat das bisher offenbar niemanden in der Gegend, in der überwiegend Mittel- und Gutverdiener*innen leben.
Man stelle sich vor, eine Moscheegemeinde hätte Grundschulkindern eine bunte Broschüre an die Hand gegeben, in der sie für einen Koran-Unterricht wirbt. Selbst in den Stadtteilen, in denen viele Muslim*innen leben, erscheint das als eher unwahrscheinliches Szenario. In jedem Fall wäre die Empörung zu Recht groß gewesen. Indoktrination! Gehirnwäsche!
Werbung am Elternabend macht es kaum besser
Jetzt sollen nach Elternprotesten die Broschüren der Domgemeinde nicht mehr gemeinsam mit einem Begleitschreiben direkt an Neunjährige verteilt, sondern auf einem Elternabend ausgehändigt werden.
Das macht es kaum besser. Gut daran ist nur, dass die Schulleiter*innen der Domgemeinde jetzt den direkten Zugang zu den Kindern verwehren. So kommen Friedrich Anton und Martha Luisa vielleicht nicht mehr nach Hause und sagen, sie möchten bitte, bitte auch zum Konfi³, weil Kasimir Johann und Sophia Magdalena auch gehen und alle anderen auch.
Aber auch Eltern haben ein Recht darauf, von Missionierungsversuchen an ihren Kindern unbehelligt zu bleiben.
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Kommentar von
Eiken Bruhn
Redakteurin
Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.
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