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: Die Sache mit dem „trotz“

Menschen mit Behinderung tun alle möglichen Dinge, haben Berufe, kriegen Kinder, machen Kunst oder sind Expert*innen. In journalistischen Medien tun sie aber häufig immer nur eins: behindert sein. Das ist natürlich nichts, was man tut, sondern nur einer von vielen Aspekten einer Person.

„Behindert sein ist keine Nachricht“, sagt Judyta Smykowski, die für das Portal leidmedien.de beim Verein Sozialhelden arbeitet und am Donnerstag in der taz für einen Workshop zu Besuch war. Smykowski zeigte Beispiele aus verschiedenen Nachrichtenmedien, unter anderem der taz, in denen Berichte mit und über Menschen mit Behinderung gut oder weniger gut gelungen waren.

Dass behindert sein keine Nachricht ist, bedeute, sagt Smykowski, dass Geschichten nicht nach dem Prinzip „Schau her, er/sie ist behindert, das ist doch interessant!“ aufgezogen werden sollen. Vor allem bestehe eine Nachricht niemals darin, dass jemand „trotz“ Behinderung etwas erreicht habe. Dieses „trotz“, das zeigte Smykowski im Vortrag, findet sich noch allzu oft in Medienberichten.

Menschen erreichen aber Dinge nicht „trotz ihrer Behinderung“, sondern trotz der Barrieren, die ihnen in den Weg gelegt werden.

Haarspalterei? Die eine Formulierung stellt die Person als defizitär dar. Die andere verweist auf politische, gesellschaftliche und bauliche Probleme, die Behinderung erzeugen. Stufen etwa oder Vorurteile. Das Praktische: An diesen Umständen lässt sich etwas ändern. Und deshalb ist es wichtig, genau über diese Umstände zu berichten. (pwe)