Köln bittet Stifter zu Tisch

Die Stadt verlangt vom neuen Mitgesellschafter des Wallraf-Richartz-Museums nur 500.000 Euro – in fünf Jahren. Kulturpolitiker halten diese Summe für viel zu niedrig. Rat muss noch zustimmen

aus Köln ISABEL FANNRICH

In einem nicht-öffentlichen Papier hat die Kölner Verwaltung erstmals die Bedingungen für die Teilprivatisierung eines städtischen Museums formuliert. Im Entwurf der europaweiten Ausschreibung für das „Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud“ (WRM), der der taz vorliegt, verlangt die Stadt vom neuen Mitgesellschafter eine halbe Million Euro. Bedingung für den Einstieg ist laut Entwurf die Hinterlegung eines Depots „zur Förderung von Projekten und Vorhaben des Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud in Höhe von mindestens 500.000 Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren“. Außerdem müssen sich Stadt und Mitgesellschafter das Stammkapital für die Betriebsgesellschaft in Höhe von 24.500 Euro im Verhältnis ihrer Beteiligung teilen. Kölner Kulturpolitiker kritisieren gegenüber der taz den Betrag als viel zu gering. Von einem „Discountpreis“ spricht Wolfgang Breuer von „Die Linke.PDS“.

In Köln verfügen mittlerweile sieben von acht städtischen Museen nicht mehr über einen eigenen Ausstellungsetat. Außerdem haben sich beim WRM mit Gemälden des Mittelalters, Barock und Impressionismus seit 2001 die Besucherzahlen mehr als halbiert. Seit Ende der 90er Jahre hat sich aber eine Gruppe von wohlhabenden Familien, Firmen und Institutionen, der so genannte Stifterrat, für das Haus engagiert – und drängt seitdem auf eine Beteiligung von 49 Prozent. Nach einer langen politischen Debatte um die Einflussnahme von Geldgebern soll nun im September nach Plänen der Verwaltung der Rat der Stadt dem auf mindestens sieben Jahre angelegten Projekt zustimmen. Danach soll der Mitgesellschafter bis zu 49 Prozent an einer „gemeinnützigen privatrechtlichen Betriebsform (gGmbH)“ beteiligt werden. Das Museumsgebäude und der Kunstbesitz aber bleiben im Besitz der Stadt.

„Die Summe von 500.000 Euro scheint mir für die Stadt nicht sehr attraktiv“, sagt Hans-Georg Bögner, kulturpolitischer Sprecher der SPD. Bislang hatte sich der Stifterrat mit 1,1 Millionen Euro für einen Vortragssaal in dem Museumsneubau Ende der 90er Jahre beteiligt und die Eröffnungsausstellung mit 400.000 Euro finanziert. 1,2 Millionen Euro aus den „Eintrittsgeldern“ der Mäzene in ihren illustren Kreis liegen nach Angaben der Stadt noch auf einem Konto. Ungeklärt ist, wann und wofür dieses Geld ausgegeben werden soll. Und auch das Stiftungskapital von 20 Millionen Schweizer Franken, das der Schweizer Gérard Corboud neben seinen 170 Gemälden 2001 in das WRM eingebracht hat, liegt noch unberührt auf einem Konto. Von den Erträgen des Kapitals sind „3/4 ausschließlich für Zwecke des Wallraf-Richartz-Museums“ bestimmt. Allerdings wurden nach Angaben des Museumsreferates damit bislang noch keine Ankäufe weiterer Kunstwerke getätigt.

Morgen wollen sich die Kulturpolitiker der Fraktionen mit Kulturdezernent Georg Quander über das Papier abstimmen. Der hofft, dass Einzelne im „operativen Geschäft“ mehr geben. „Aber 100.000 Euro pro Jahr ist besser als gar nichts“, so Quander. Hans-Georg Bögner geht davon aus, dass der Entwurf noch um die Vorstellungen der morgigen Gesprächsrunde „erweitert“ werde.

Der Stifterrat wolle „die Verfügungsgewalt über ein öffentliches Millionenvermögen an Kunst an sich reißen und die Kulturpolitik diktieren“, befürchtet Wolfgang Breuer von der PDS. Das Verfahren mache keinen Sinn: „Angekündigte Einsparungen für den Haushalt wird es nicht geben“, meint Breuer. Weil auch die Kosten der Rechtsformänderung unklar seien, werde die PDS im Rat dagegen stimmen. Auch die Grünen erwägen, ob sie die neue Konstruktion mittragen wollen. Nach ihrer Vorstellung könnte die Betriebsführung des Wallraf-Richartz-Museums zwar ausgelagert werden, müsste aber zu 100 Prozent im Besitz der Stadt bleiben.