Unterwerfung und Übergriffe

Zu seinem 20-jährigen Jubiläum spricht der Doping-Opfer-Hilfeverein von neuen Herausforderungen

Der Doping-Opfer-Hilfeverein (DOH) unterstrich anlässlich seines 20-jährigen Bestehens in Berlin am Dienstag seine Zukunftsperspektive. Der DOH-Chef Michael Lehner machte deutlich, dass zwar das bisherige Kernanliegen, die Beratung rund um das DDR-Zwangsdoping in den nächsten Jahren an Relevanz verlieren würde, andere Herausforderungen aber anstehen würden. Als Beispiele für neue Ansätze nannte Lehner zu hartes Training und Übergriffe bei Mädchen. „Die Thematik der Unterwerfung von Sportlern ist da und damit werden wir uns nach dem Auslaufen der DDR-Thematik befassen“, betonte der Rechtsanwalt. Er hielt fest: „Uns wird es in 25 Jahren noch geben.“

Die Vielzahl der Anfragen ehemaliger DDR-Sportler in den vergangenen Jahren hat Lehner immer wieder überrascht. Im bisherigen Jahresverlauf habe es über 120 persönliche Beratungsgespräche gegeben. Insgesamt habe der Verein seit der Gründung zwischen 1.300 und 1.400 Sportler beraten.

Dass sich 30 Jahre nach dem Fall der Mauer weiterhin geschädigte Sportler melden, begründete Lehner mit der persönlichen Situation der Betroffenen. „Wenn man mit den Leuten persönlich spricht und erkennt dann die traumatische Situation, dann kann man verstehen, warum die Menschen in den Jahren zuvor nicht kamen“, sagte Lehner, „das kann man aber ganz schlecht nach außen transferieren – gerade in dieser Trittbrettfahrdiskussion, die wir hatten.“

Die vom DOH-Mitbegründer Werner Franke ausgelöste Diskussion über „Trittbrettfahrer“ und den zu weit gefassten Opferbegriff des DOH, der sich inzwischen auch für die psychisch Leidtragenden der zweiten Generation, die Kinder der geschädigten Dopingopfer, einsetzt, kann Lehner nicht nachvollziehen. Für ihn zielt die Kritik von Franke ins Leere. Der Verein berate lediglich, die Entscheidung über die einmalige Zahlung treffe das Ministerium, meinte Lehner. (taz, dpa)