was macht eigentlich... … der Aal?
: Sich breit machen

Kaum ein Tier hat dem Menschen derart viele Rätsel aufgegeben wie der Aal. Juden gilt er als nicht koscher, weil er keine Schuppen haben soll – dabei versteckt er sie unter einer Schleimschicht. Das ungekochte Blut des Fischs enthält ein Nervengift, und geangelt wird er gerne mit einem abgehackten Pferdekopf – wie in der „Blechtrommel“.

Das Wunderlichste am Aal ist aber sein „katadromer“ Lebenszyklus: In Europas Binnengewässern wächst er zur Geschlechtsreife heran, um dann, getrieben von uralten Instinkten, die Reise in den Atlantik anzutreten. In den Tiefen der Sargassosee, südlich der Bermudainseln, paaren sich die Aale, laichen – und sterben. Die Jungtiere lassen sich während ihres Larvenstadiums wieder gen Norden treiben.

Auch in Berlin weiß man die gastronomischen Qualitäten von Anguilla anguilla zu schätzen. Seit einiger Zeit läuten allerdings bei den Behörden die Alarmglocken: Trotz verbesserter Wasserqualität schrumpft die Population – was auch an der massiven Abfischung der an den Küsten eintreffenden Jungtiere liegt. „Glasaale“ gelten in ostasiatischen Küchen als Delikatesse.

Jetzt soll ein aus EU- und Landesmitteln finanziertes Projekt den Trend umkehren: Am Donnerstag liefert die Aalversandstelle des Deutschen Fischereiverbandes 350 Kilo Jungaale an das Berliner Fischereiamt, das die Brut in der Unterhavel aussetzen wird. Danken werden es ihm vor allem die Angler. Die Aale selbst, so sie dem Haken entgehen, werden wieder auf Wanderschaft gehen – wenn die Zeit reif ist.CLP
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