Auseinandersetzungen in Athen: Chaos und Widerstand in Exarchia
In dem Athener Viertel will die konservative Regierung Griechenlands Härte demonstrieren. Doch autonome Gruppierungen wehren sich.
In der jüngsten Vergangenheit wäre es wohl dabei geblieben. Doch die neue Regierung unter Konservativen-Chef Kyriakos Mitsotakis will Härte demonstrieren und zumindest den Anschein erwecken, dass sie das Gewaltmonopol der Polizei ohne Wenn und Aber verteidigt. In der Nacht zum Freitag erschienen Sondereinheiten der Polizei am Hauptplatz von Exarchia, lauerten am Straßenrand, wollten in ein Café eindringen. Wenig später wurde ein führendes Mitglied der Anarchisten-Gruppe Rouvikonas (Rubicon) unter noch ungeklärten Umständen verhaftet.
Am Freitag ließ die Antwort nicht lange auf sich warten: Mitglieder der selbsternannten „Studentengruppe Rouvikonas“ fanden Zugang zum anscheinend unbewachten Athener Bildungsministerium, erreichten das Büro der Ministerin Nike Kerameos und sprayten dort Protest-Parolen gegen eine von der konservativen Regierung angepeilte Bildungsreform. Sie würde das Studium in Hellas straffer organisieren und Langzeitstudenten vor die Tür setzen.
Schlimmer noch aus Sicht der Autonomen: Regierungschef Mitsotakis stellt eine umfassende Reform des griechischen Strafrechts in Aussicht, die das Schleudern von Brandsätzen mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren belegen soll. Via Facebook drohen führende Mitglieder der Rouvikonas-Gruppe mit Angriffen auf „Residenzen ausländischer Botschafter“, sollte die Polizei Ernst machen und tatsächlich zuschlagen.
Härtetest am 17. November
Als nächster Härtetest für alle Beteiligten gilt der 17.November – ein vor allem für die griechische Jugend wichtiger Feiertag zur Erinnerung an den Studentenaufstand gegen die Militärjunta im Jahr 1973. Traditionell kommt es an diesem Tag zu Protestmärschen linksgerichteter oder autonomer Gruppen in ganz Griechenland.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens