meinungsstark
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„Weißer bürgerlicher Feminismus“?

„Ausgepreist: Die „Saure Gurke“ wird abgeschafft“,

taz vom 14. 11. 19

Die „Saure Gurke“ war der Negativpreis des Herbsttreffens der Frauen in den Medien. Dies war seit Ende der 70er das Treffen der autonomen Frauengruppen in den ARD Sendern, dem ZDF und später des ORF. Erst ihren Kämpfen verdanken die Gleichstellungsbeauftragten ihre Position. Die „Saure Gurke“ hat seit Beginn auf Frauenfeindlichkeit im Programm hingewiesen: in Tatorten, Auslandsberichten, Interviews et cetera. Dass „heute“-Moderator Klaus Kleber 2017 die Annahme verweigerte, zeigt doch nur, wie ernst er die Gurke nimmt. Und jetzt beschließen die Gleichstellungsbeauftragten, die „Saure Gurke“ sei nicht zeitgemäß, weil von einem bürgerlichen weißen Feminismus erfunden. Dann sollten sie sich konsequent auch selbst abschaffen. Inge von Bönninghausen, Köln

Ein Impfstoff gegen Lobbyismus …

„Bundestag lässt impfen“, taz vom 15. 11. 19

Wie dieses Gesetz zur Impfpflicht wieder einmal entstanden ist, zeigt die zwingende Notwendigkeit einer erweiterten Impfpflicht, bestenfalls für alle Amtsträger, die Gesetze und Beschlüsse verfassen und durchwinken: Für diese erweiterte Impfpflicht empfiehlt sich ein 6-fach-Impfstoff zum Schutz gegen Lobbyismus, Unwahrheit, Populismus, Opportunismus, Mauschelei und Schindluderei, jederzeit erweiterbar um weitere Formen von Antidemokratie. Die Auffrischung der Impfung ist wöchentlich, montags vor Wochenstart durchzuführen. In diesem Zuge muss gleichzeitig die (derzeit bei Amtsantritt noch) freiwillige, sich hoher Beliebtheit erfreuende Impfung gegen Aufrichtigkeit, Wissen, Charakterstärke, Ehrlichkeit, Bürgernähe und Vertrauen unter Androhung hoher Bußgelder verboten werden. Die dadurch entstehende positive Nebenwirkung eines besseren Klimas – das des politischen in Deutschland – ist ohne Wenn und Aber in Kauf zu nehmen. Stefan Grözinger, Blaichach

Eine Initiative von MigrantInnen

„Geschäftsführer über Migrationsmuseum: ‚So etwas gibt es noch nirgends‘“, taz vom 16./17. 11. 19

Zunächst einmal vielen Dank für das Interview zum Migrationsmuseum, das Köln bekommen soll. Damit war die taz eine der wenigen überregionalen Zeitungen, der dieses wichtige Thema einen Artikel wert war. Was jedoch ein wenig untergeht, ist die Tatsache, dass die Initiative für ein Immigrationsmuseum ursprünglich von einer Migrant_innen-Selbstorganisation ausging. Ein Interview mit dem Geschäftsführer – männlich, weiß, autochthon – zeichnet da ein etwas verfälschtes Bild. Christine Braunersreuther, Graz

Was Redakteure aushalten müssen

„Medien und ihr Publikum: Leser*innen-Beschimpfung“,

taz vom 13. 11. 19

Sehr geehrte Redaktion, Georg Seeßlen hat ja so an die 300 Typen von Leserbriefschreibern ordentlich beschimpft. Ich gehöre natürlich nicht zu diesen … Also: Leserbriefe kann man nicht in jeder Zeitung finden, aber an jede Zeitung schreiben. Ich stelle mir voller Mitleid vor, was Redakteure so alles aushalten müssen: Da kommt ein Besser-Wissi daher, womöglich Rentner, und beweist, dass Helmut Kohl eben nicht die Mauer gebaut hat. Das ist doch ärgerlich. Oder dass Lumumba nicht nur ein schönes Getränk ist, sondern ein progressiver schwarzer Staatsmann war, der ermordet wurde. Es ist wirklich so, dass ihr euch auch mal irren könnt, und da solltet ihr froh sein, wenn einige „Spießer“ das aufspießen und euch „Mores lehren“. Aber ansonsten gefällt mir die Leser*innenbeschimpfung sehr gut, die war sicher von Handke inspiriert. Ihr vergesst aber sicher nicht, das ihr von altmodischen Papierzeitungslesern lebt, die dafür bezahlt haben, dass sie heute mal Dresche bekamen. In den sozialen Medien wird diese Dresche gegenseitig kostenlos und meist niveaulos verteilt. Alles Gute und Grüße an Georg Seeßlen! Gert Rehn, Chemnitz