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Kein richtiges Leben

Wie lange muss man suchen, um einen „guten“ Menschen anzutreffen? Ganze 15 Jahre schrieb Bertolt Brecht an seinem Stück „Der gute Mensch von Sezuan“, das Religion, Kapitalismus wie Ideen der Aufklärung gleichermaßen kritisiert. Eine Gruppe von „Erleuchteten“ besucht die chinesische Provinz Sezuan, um in der egoistisch geprägten Gesellschaft die letzten guten Seelen zu finden. Sie treffen auf die verarmte Prostituierte Shen Te, die sie für ihre Gutmütigkeit mit einer großzügigen Geldspende belohnen. Um endlich ihre finanzielle Not zu überwinden, eröffnet Shen Te mit der Spende einen Tabakladen, doch merkt sie sehr schnell, dass sie auf dem Markt nicht überleben kann, wenn sie ihren moralischen Idealen entsprechend handelt. „Wie soll ich gut sein, wo alles so teuer ist?“, lautet eine der Schlüsselfragen des Werks, dessen exotische Kulisse stellvertretend für jeden anderen Ort auf der Welt steht. Zeitgleich zu Adornos Verdikt, dass es kein richtiges Leben im falschen gebe, führt Brecht seine Shen Te durch die Paradoxien ihres eigenen Anspruchs an ein gelungenes Leben. Unter der Regie von Friederike Heller zeigt die Schaubühne das Stück heute Abend um 19.30 Uhr. FAY

■ „Der gute Mensch von Sezuan“: Schaubühne, Kurfürstendamm 153.

Dienstag und Mittwoch 19.30 Uhr. Eintritt 7–43 Euro

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