Jan Zier über den Nachbau der „Seute Deern“
: Die SPD sorgt für sentimentale Verschwendung

Für den örtlichen Bundestagsabgeordneten der SPD war es natürlich ein Coup. Gleich 46 Millionen Euro hat er der Museumsflotte beschafft, ganz ohne Zuzahlung aus Bremen. Damit legte er den Grundstein für seine Wiederwahl und kann nun behaupten, dass es doch sinnvoll ist, dass seine SPD in Berlin mitregiert.

Dabei ist es völlig irrational, ausgerechnet die „Seute Deern“ nachzubauen. Das Schiff hat gar keinen historischen Bezug zu Bremerhaven, es wurde nur mal da abgestellt. Und es ist schon früher kein besonders geglücktes Exemplar seiner Gattung gewesen, und auch ansonsten kein irgendwie herausragendes Segelboot. Da gäbe es ganz andere! Es ist zufällig übrig geblieben. Und hat jahrelang die Herzen der Menschen in Bremerhaven gewärmt. Das ist schön – aber wie viele Steuermillionen ist diese Sentimentalität wert? Ganz zu schweigen von der Frage, was man anderswo in der Stadt mit so viel Geld hätte anfangen können.

Und wird diese Replik nun wieder die Dreimast-Bark, die gerade im Hafen liegt, oder soll die „Seute Deern“ aussehen wie der US-amerikanische Viermast-Gaffelschoner, der sie einst war? Und warum? Die kulturhistorische Debatte, die hätte geführt werden müssen, eh man 46 Millionen Euro ausgibt, hat nicht stattgefunden. Das ist ein Versagen auch und gerade der einheimischen Akteure. Aber es ist ja nicht mal klar, wer denn künftig für den Unterhalt des Schiffes aufkommen soll. Das Geld für die nötige, aber teure Pflege einer Museumsflotte wird weiter fehlen.

Diese Investition ist nicht nachhaltig, sondern Verschwendung. Die „Seute Deern“ zu rekonstruieren, zeugt von purer Nostalgie. Und Nostalgie ist kulturelles Gift. Dafür sollte sich das Museum nicht hergeben.