Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
So langsam scheint es in hiesigen Clubs ja zur Normalität zu werden, dass sich Dinge wie Techno oder House mit Rhythmen und Klängen aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum mischen. Das ist eine gute Sache, denn da gibt es einfach viel zu vieles, das zusammenpasst und zu dem dann getanzt werden will. Als die Franzosen von Acid Arab, damals noch zu zweit, im Jahr 2012 mit einer Partyreihe begannen, in der sie oben genannte Kombination erprobten, waren die Gründer Guido Minisky und Hervé Carvalho damit noch Pioniere. Jetzt sind sie Stars ihres Fachs. Und ihre Musik, wie etwa auf dem aktuellen Album „Jdid“, ist nach wie vor ansteckend frisch. Freitag mehr von ihnen live im Gretchen (Obentrautstr. 19–21, 21 Uhr, VVK 20/AK 25 €).
Eine etwas andere Kombination von West und Ost gibt es ebenfalls am Freitag in der Ölbergkirche zu hören. Musiker der Berliner Space-Jazz-Big-Band Andromeda Mega Express Orchestra (AMEO) treffen auf koreanische Jazzkollegen, um ein Auftragswerk darzubieten, das der AMEO-Gründer Daniel Glatzel geschrieben hat. Und zwar für das Jazzkorea Festival, das diesmal von Donnerstag bis Freitag nächste Woche läuft (Lausitzer Str. 28, 20 Uhr, 6 €).
Noch exotischer geht es am Sonnabend weiter, und zwar im Bode-Museum mit dem consortium vocale berlin. Die haben mikrotonale Musik im Angebot. Wobei die nicht aus dem 20. oder 21., sondern aus dem 16. Jahrhundert stammt. Genauer vom Renaissancekomponisten Nicola Vicentino, der ein Instrument mit 36 Tönen pro Oktave – statt zwölf – entwickelte, das Archiorgano. Zur Beruhigung singt das Ensemble Werke von einem großen Zeitgenossen Vicentinos, Giovanni Pierluigi da Palestrina, mit „normalen“ Tönen (Am Kupfergraben 1, 19 Uhr, 25/20 €).
Mikrotonal komponierte auch gern Vicentinos Kollege James Tenney, wenn auch mit etwas historischem Abstand. Von dem 2006 gestorbenen US-Amerikaner, der sich unter anderem stark von John Cage inspirieren ließ, steht am Sonnabend im Kunstquartier Bethanien das in Berlin entstandene Stück „In a large, open space 2“ auf dem Programm des Festivals Klangwerkstatt Berlin, gespielt vom Jugendensemble Progress mit dem Festivalensemble (Mariannenpl. 2, 16 Uhr, 7 €).
Und als wäre das nicht genug, kommt am Montag einer der besten Gitarristen der Welt, also jetzt wirklich, ins WestGermany: David Torn spielt im Trio mit dem Saxofonisten Tim Berne und dem etwas jüngeren Schlagzeuger Ches Smith. Wer Montag nicht kann: Am Dienstag spielen sie dort gleich noch einmal (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr).
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