Spezialtarif für Azubis

Eine Studie der Böckler-Stiftung stellt fest, dass durch Sonderregelungen in Tarifverträgen Lehrstellen entstehen

DÜSSELDORF taz ■ Durch die kreative Ausgestaltung der Tarifverträge zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern entstehen in mindestens zwölf Branchen zusätzliche Ausbildungsplätze. Das hat die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in einer gestern veröffentlichten Studie festgestellt.

Dadurch, dass den Arbeitgebern die Möglichkeit gegeben werde, weniger Lohn zu zahlen, wenn mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden, werde in den betreffenden Wirtschaftszweigen die Zahl der Lehrstellen gegen den Trend erhöht. Diese Möglichkeit sei in den vergangenen Jahren immer häufiger genutzt worden, sagt Rainer Jung, Sprecher der Düsseldorfer Stiftung. Ganz bedeutend „ist dabei der Abschluss in der Chemieindustrie West“, sagt Jung. Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) hat im 2003 abgeschlossenen Tarifvertrag verabredet, die Zahl der Ausbildungsplätze im kommenden Jahr um 1,6 und 2007 um 1,7 Prozent zu erhöhen. „Dann haben wir einen um sieben Prozent höheren Ausbildungsstand als noch 2003“, sagt Rudolf Heim, Sprecher der IGBCE.

Der im Juni dieses Jahres geschlossene Tarifvertrag soll vor allem die höhere Schulabgängerquote auffangen, die bis 2007 um 6,8 Prozent steigt. „Bisher haben wir mit diesem Modell sehr positive Erfahrungen gemacht“, so Heim. Auch die Holz verarbeitende Industrie in Westfalen-Lippe setzt auf den Anreiz Lohnzurückhaltung für mehr Lehrstellen. Sollten die Firmen es schaffen, in der neuen Ausbildungsperiode zehn Prozent mehr Azubis einzustellen, dürfen sie ihren Auszubildenden 3,35 Prozent vom Lohn abziehen. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, denn „es gibt sehr viele Anreizvarianten für mehr Ausbildung“, so Jung. ELMAR KOK

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