Kunstrundgang
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Christine Kriegerowski & Christoph Tempel: Gated Community, bis 31. 12., tgl. geöffnet, U2 Bhf.-Alexanderplatz

Es könnten gut auch drei, vier Künstler sein, die im Kunstpunkt Berlin ausstellen. Auf Seidentücher sind Wortspiele gestickt, hinten hängen sauber zu Geweihen montierte Äste, vorne wurde ein elektrischer Stuhl mit Kartoffeln verziert. Das ist nur der erste Raum, auf den ein Kabinett mit Mobiles und Lichtprojektionen sowie eine dreiteilige Video-Installation folgen. Offenbar mag sich der britische Künstler Leo, der 2003 die Pugh-Pugh-Galerie mitgründete, nicht auf ein Medium festlegen. In den unterschiedlichen Darstellungsformen scheint man stets neuen Erzählungen auf der Spur zu sein, die Leo bloß ausschnitthaft anreißt. So sind etwa die Videosequenzen von schwarzweiß tanzenden Schneeflocken mit Aufnahmen einer schwach beleuchteten Gasse kombiniert, durch die ein Schatten huscht. Beide Szenen hat Leo unter dem Titel „Labyrinth“ als Auseinandersetzung mit dem gleichnamigen Roman von Alain Robbe-Grillet zusammengefasst – wie im Buch geht es in den kaum bewegten Bildern um Entfremdung.

Ganz und gar als Zeichen urbaner Räume sind die Plakatwände von Christine Kriegerowski und Christoph Tempel im U2-Bahnhof Alexanderplatz definiert. Ihre Sammlung gängiger Zauntypen passt jedenfalls prima zum Thema „Gated Community – Umzäunte Gemeinschaft“. Grafisch reduziert reihen sich Bretterverschläge, Schranken, Maschendraht und Jägerzaun entlang der Gleise auf, immer schön schwarz auf giftig grünem Grund. Dabei ist jedes Modell einer spezifischen Bedrohung zugeordnet, gegen „Fremde“ gibt es Absperrgitter, vor „feindlicher Übernahme“, wie es auf einem Plakat heißt, schützt Nato-Draht und bei Computerviren hilft Firewall. Nur ein Objekt fehlt: der Bauzaun vor Kaufhof, der momentan den Alexanderplatz verschandelt – in der Hoffnung auf mehr Konsum.

Leo: Harmless, bis 13. 8., Mi–Sa 14–19 Uhr, Kunstpunkt Berlin, Schlegelstraße 6