Frauenhaus dank Fehlplanung gerettet

Die Existenz des 2. Frauenhauses ist gesichert – zumindest für die nächsten fünf Jahre: Die Umzugspläne sind vom Tisch, auch die Anzahl der Plätze bleibt erhalten. Grund für die Rettung ist die unstete Schulplanung in Reinickendorf

Das 25-jährige Bestehen will das Team vom 2. autonomen Frauenhaus jetzt nachfeiern. Mit einem Jahr Verspätung – so lange dauerte die Unsicherheit, ob es mit dem Haus überhaupt weitergehen wird. Nun ist entschieden: Der Standort des Frauenhauses ist zumindest für weitere fünf Jahre gesichert. Auch die 51 Plätze werden nicht reduziert. Die Grünen, die immer wieder die Finanzierung des Hauses mit seinem hohen Migrantinnenanteil gefordert hatten, werten den Erhalt als Eingeständnis von Fehlern aufseiten des rot-roten Senats. Der wollte das Frauenhaus verkleinern und umsiedeln. Trotz der Freude kritisieren die Grünen aber auch die Kosten, die die langwierige Verwaltungsposse verursacht hat.

Dass die weiblichen Bewohner in Berlins ältester Noteinrichtung für Frauen nun doch in Spandau bleiben dürfen, haben sie der unsteten Schulplanung des Bezirks Reinickendorf zu verdanken – so jedenfalls sieht es Christoph Lang, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen. Noch bis kurz vor den Sommerferien war nämlich ausgemacht: Das Frauenhaus wird auf 38 Plätze verkleinert und zieht in ein Gebäude in Reinickendorf, das zum größeren Teil für Schulzwecke genutzt wird.

Überraschend sei die Schule nun aber ausgezogen. Das gesamte Objekt ist damit zu groß für die geplante Nutzung, so Lang. Daraufhin habe man mit der Finanzverwaltung und dem Liegenschaftsfonds, dem das Haus in Spandau untersteht, eine fünfjährige Mietbefreiung für den bisherigen Standort aushandeln können. „Das Problem ist aber damit nicht gelöst, sondern nur aufgeschoben“, warnte Lang.

Die grüne Fraktionsvorsitzende Sybill Klotz begrüßte die Entscheidung, auch weil sie die Umsiedlung des Frauenhauses neben eine Schule für völlig ungeeignet hielt. Der bauliche Zustand des alten Hauses müsse nun noch kostengünstig saniert werden, etwa durch gemeinnützige Beschäftigungsträger. Auch fordert sie, endlich den Bedarf der Stadt an Plätzen für verfolgte Frauen zu evaluieren.

Derzeit gibt es in Berlin insgesamt 296 Frauenhausplätze an sechs Standorten. Mehrfach hatten die Häuser 2004 wegen Überbelegung geschlossen werden müssen, sagte Klotz. Die Grünen und auch die FDP fordern deshalb seit langem zusätzliche Plätze. Davon will die Frauenverwaltung jedoch nichts wissen. „Keine einzige Frau musste im vergangenen Jahr abgewiesen werden“, sagte Lang. Gleichzeitig räumte er ein, dass man im Spandauer Haus neue Notplätze vorhalten wolle. Die Einrichtung von elf Zufluchtswohnungen, die ursprünglich den Abbau der Plätze im Spandauer Haus kompensieren sollten, sind aber vom Tisch.

Die gute Nachricht erreichte das 2. autonome Frauenhaus per Fax der Grünen – und nicht vom Senat, der bisher noch nichts von sich hören ließ. „Egal“, sagte Sozialarbeiterin Kristin Fischer. Sie sei einfach nur froh, dass sie die dort lebenden Frauen endlich beruhigen kann. „Ihre Unsicherheit aufzufangen gehörte mit zu unserer täglichen Arbeit“, so Fischer. Auch wenn das Schlimmste abgewendet ist, eine Problem bleibt: Die Zuwendungen für das Haus wurden Anfang des Jahres vom Senat um 70.000 Euro gekürzt. Ohne viel Idealismus und unbezahlte Arbeit, so Fischer, „gäbe es uns längst nicht mehr“.

TINA HÜTTL