das portrait
: Bernd Neumann wird gebauchpinselt

Die SPD darf Bernd Neumann auch gern mal eine Medaille verleihen Foto: Ingo Wagner/dpa

In Bremen gilt es als unschicklich, sich stolz Orden an die Brust zu heften, aber stolz – doch, das ist Bernd Neumann schon. Gestern haben sie ihm in jenem Rathaus, dass er als CDUler jahrzehntelang nie erobert hat, die Senatsmedaille für Wissenschaft und Kunst verliehen, mit viel Tamtam. Er bekam sie aus der Hand des SPD-Bürgermeisters Andreas Bovenschulte.

Und die Stadt hat ihm, aus jenen acht Jahren, in denen er Staatsminister für Kultur und Medien war, manches zu verdanken. Das Geld für den Anbau der Kunsthalle etwa, oder jenes für die Erweiterung des Auswandererhauses in Bremerhaven. Und so weiter.

Mit 77 ist der „Filmonkel“, wie manche ihn nennen, noch Präsident der Filmförderungsanstalt, reist zu Filmfestivals. Das lässt ihn weiterhin wichtig sein. Dabei war seine Mission ja mal eine ganz andere. Er wollte, damals noch als Mittdreißiger, den großen Bremer Bürgermeister Hans Koschnick (SPD) stürzen. Er scheiterte, und später noch ein paar mal, auch an Henning Scherf (SPD). Trotzdem stand er 30 Jahre lang an der Spitze der Bremer CDU, deren Ehrenvorsitzender er seit 2008 ist. Damit ist Neumann der am längsten amtierende Landesvorsitzende in der Geschichte der CDU.

Seine Freunde dürfen ihn übrigens „Bernie“ nennen, jene, denen der gelernte Realschullehrer auch Akkordeonspieler ist – und nicht nur westpreußischer Technokrat mit korrektem Seitenscheitel. Helmut Kohl war auch einer dieser Freunde. Zu dessen Zeiten wurde er 1991 Parlamentarischer Staatssekretär für Forschung und Technologie. Er blieb bis zum Ende der Ära Kohl im Amt und wurde auch im Macht­universum Angela Merkels zum wichtigen Wasserträger. Mit ihm wird ein patriarchaler Machtpolitiker alter Schule geehrt. Jan Zier