HANDEL MIT CHINA: DIE EU MACHT SICH MIT IHRER POLITIK UNGLAUBWÜRDIG
: Regeln, die allen schaden

Die Politik der EU im Textilstreit mit China liefert ein gutes Beispiel dafür, wie man mit detaillierten Regeln im Endeffekt gar nichts regelt, sondern nur Schaden anrichtet. Die Europäische Union hat sich im Prinzip dem Freihandel verpflichtet. Im Einzelfall wiegen dann aber doch die Interessen einzelner Mitgliedstaaten stärker. Und letztlich entsteht aus diesem Konflikt ein Chaos, das niemandem nützt und vielen schadet.

Mit den im Frühjahr verhängten Handelsbeschränkungen für Stoffe und Kleidung aus China sollten eigentlich die heimischen Textilhersteller geschützt werden. Vor allem Frankreich, Portugal und Italien hatten sich über die unschlagbare Billigkonkurrenz aus Fernost beschwert. Was nun aber bei der überstürzten Einführung dieser Importquoten herausgekommen ist, hilft der Nähfabrik in Portugal in keinster Weise: Die Modeketten und Boutiquen in Europas Einkaufsmeilen hatten ihre Kollektionen längst bei den Herstellern in China bestellt. Nun lagern Jeans und Pullover in den Überseehäfen und dürfen nicht durch den Zoll. Bezahlen müssen die Einkäufer trotzdem, werden sich also hüten, noch einmal viel Geld für neue Bestellungen in Südeuropa auszugeben.

Den Schaden haben die Importeure und die Kunden. Was an Herbst- und Winterkleidung nun nicht in die Regale der Modehäuser gelangt, fehlt später in den Kassen. Vor allem die kleineren Läden, die ihre Kollektionen lange im Voraus planen und bestellen, sind davon betroffen. Und auch wenn in Deutschland letztlich niemand wegen des Importstopps im Winter frieren muss – die Kleidung wird tendenziell teurer. Je knapper das Angebot, desto eher sind höhere Preise durchzusetzen. Das wiederum trifft vor allem Leute, die ohnehin aufs Geld schauen müssen.

Schließlich stehen auch die chinesischen Hersteller dumm da: Sie haben sich darauf verlassen, ab 2005 unbeschränkt Textilien in die EU verkaufen zu können, und ihre Kapazitäten entsprechend ausgeweitet. Letztlich wird der Schaden auf Brüssel zurückfallen: Eine verlässliche Handelspolitik sieht anders aus. KATHARINA KOUFEN