MANNI IN ZÜRICH
: Polanski gefasst!

Polanski ist groß, das nützt ihm aber nichts

Mein Gott, Polanski gefasst! Da hatte Manni buchstäblich Schwein gehabt. In dem allgemeinen Durcheinander in Zürich-Kloten war er auf die Art mit einer wunderschönen Sau vom Biberacher Künstler Anton Braith aalglatt durch den Zoll gerutscht. Bärbel hatte ein Portfolio ausschließlich mit Rinder-, Schaf- und Schweinebildern bei ihm in Auftrag gegeben. Manni hatte Beyeler um den Braith von 1893 und den alten Bischofberger um drei Quadratmeter der „Cow Wallpaper“ erleichtert, mit der Warhol 1966 Leo Castellis Wohnzimmergalerie am West Broadway tapeziert hatte. Wenn das kein Fang war. Dass er seine erfolgreiche Schmuggelei nun aber dem traurigen Schicksal Polanskis verdankte, tat Manni leid. Okay, der hatte eine 13-Jährige abgefüllt und dann Sex mit ihr, aber das war jetzt auch schon 30 Jahre her.

In Tegel stieg Manni ins Taxi. Zweifellos war Polanski einer der Großen. Erschreckend nur, wie wenig ihm das nützte. War „Der Mieter“ eigentlich besser oder „Rosemaries Baby“ oder das Frühwerk mit „Das Messer im Wasser“? Plötzlich erinnerte Manni sich an den Vorschlag eines Journalisten, zur Rettung der Kunst doch mal wieder Auftrags- und Propagandakunst zu produzieren, genau wie Giotto und Rubens es getan hatten und Arno Breker. Die Großkunst, so vermutete der Knallkopf, wäre dann gleich viel bunter. Das klang wie die geistig-moralische Erneuerung der Kunst von innen her. Und stank nach einem Kunstbegriff, wie der gelbe Guido ihn vertreten würde. Dagegen rochen die Viecher, die Manni im Gepäck hatte, wie reines Rosenöl. Genug, dachte er. Zu Hause würde er gleich die DVD mit Polanskis „Was?“ einlegen. Marcello Mastroianni, Sydne Rome und Didi Hallervorden in einem von Carlo Ponti produzierten Softporno – das war camp, echtes Bad Filming und nur für die Härtesten. Danke, Polanski, und viel Glück. SASCHA JOSUWEIT