Herr Opel
Von Claudia Basrawi
Herr Opel heißt eigentlich Jean Kurkjian. Ich nenne ihn Opel. Zuerst dachte ich, dass er verrückt sei, so wie er da täglich in der Tür seines Ladens steht, Hände gefaltet, fahle Haut, die Augen flink wie eine Eidechse. Es gibt keine Rentner, scheint mir. Im Viertel sehe ich überall alte Frauen und Männer, die weiterhin in ihren Geschäften arbeiten oder warten und nichts tun. Das Leben wird auf diese Weise bis zum Ende gelebt. Wenn Herr Opel auf Kundschaft wartet, was will er verkaufen? Der Laden ist voll gestellt mit leeren Plastikflaschen und Kartons, sodass für Opel kein Platz bleibt. Manchmal spricht er mit jemandem. Sobald ich Herrn Opel ansehe, egal aus welcher Distanz, schaut er zurück. Laufe ich weiter und drehe mich um, steht er draußen auf der Straße und fängt meinen Blick ein.