Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Grundsätzlich spricht natürlich nichts gegen Jeans und ein T-Shirt als die allemal passende Funktionswäsche, mit der man auf die Bühne kommen kann, um dort Musik zu machen. Ist doch praktische Kleidung, und wer Musik machen will, muss sich nicht noch um irgendwelche Schauwerte kümmern, nur weil das Show heißt …

Aber so ein Hingucker, der kann schon unterhaltsam sein und vielleicht erste Hinweise liefern auf das, um was es an dem jeweiligen Abend auch musikalisch geht. Diese Woche also mal eine Kleiderkolumne.

Die Nonnentracht: Das ist das Outfit von Hildegard von Binge Drinking, einem natürlich konzeptionell arbeitenden Duo aus Würzburg, das den rauschhaften Hinweis auf die Klosterfrau Hildegard von Bingen im Namen so auch optisch nachzeichnet. Musikalisch lässt man mit Electro in Krautrockmotorik gefühlvoll die Muskeln spielen, heute am Donnerstag im Schokoladen (Ackerstr. 169, 20 Uhr).

Der Mummenschanz: Mit seiner Lust an jeglicher Maskerade, die ihn als den Zeremonienmeister der Show ausweist, hört sich die Musik von King Khan (auf der Seite hier nebenan zu sehen) tatsächlich noch plausibler an. Feinster von den Sechzigern angefeuerter Pop, am Freitag im Festsaal Kreuzberg (Am Flutgraben 2, 21 Uhr, 25 €).

Der Tagelmust: Das meist blaue meterlange Tuch, das von Tuaregmännern so um den Kopf gewickelt wird, dass es Turban und Schleier gleichermaßen ist. Eine traditionelle Kleidung, keine Verkleidung. Und, so auf dem Laufsteg hiesiger Bühnen, eben doch wieder ein besonderer Schauwert, den Ahmed Ag Kaedy (im Netz auch als Kaedi zu finden) sich und dem Publikum gern gönnt. In einer Fortsetzung eines Austauschprojekts, das vor zwei Jahren begann, spielt der Tuareggitarrist aus Mali mit hier lebenden MusikerInnen, und das Konzert von Kae­dys Orion Congregation am Sonntag im Supamolly (Jessnerstr. 41, 21 Uhr) steht schon gut für sich allein und ist auch prima Vorbereitung zum Auftritt von Tinariwen, den Stammvätern des Genres, am 31. Oktober im Festsaal.

Der Sari: Weil man mit dem Wickelrock in Indien immer schick gekleidet ist, kann es gut sein, dass auch Ritu Johri so in die Indische Botschaft kommt, um dort am Dienstag mit dem notwendigen butterweichen, geschmeidig ziselierenden Gesang Ghazals zu singen – Lieder, in denen es prinzipiell um Liebe geht. Eine Sari-Garantie kann es hier natürlich nicht geben. Bei der eigenen Kleidung aber sollte man darauf achten, dass da irgendwo ein Ausweis verstaut werden kann. Den braucht man nämlich in der Botschaft (Tiergartenstr. 17, 18 Uhr, Eintritt frei).