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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Schmerzensschreie

„Münchner Nazi genießt Berlin“,

taz vom 7. 10. 2019

Wirklich kein Wort zur Brutalität der Polizei während der Einsätze? Zum Beispiel dass ein Verletzter mit sichtbar gebrochenem Bein ganz und gar unverhältnismäßig zu Boden gedrückt und über den Platz geschleift wird, dass seine Schmerzensschreie über den ganzen Platz zu hören sind? Oder dass Sanitäter davon sprechen, dass sie nicht zu den verletzten Gewalt­opfern durchgelassen werden? Ist Euch bestimmt auch schon aufgefallen, dass die Absperrungen immer weitläufiger werden und die Routen der Faschist*innen aus taktischen Gründen immer später bekannt gegeben werden. Alexander Pfeiffer, Berlin

Verödete Gebiete

„Es war einmal ein See“,

taz vom 27. 9. 2019

Sehr geehrter Herr Prößer, in Ihrem Bericht weisen Sie zu Recht auch auf den Spargelanbau hin, der für eine steigende Grundwassernutzung verantwortlich ist. Durch die in den letzten 25 bis 30 Jahren immer größer werdenden Flächen für den Spargelanbau wird auch immer mehr Wasser benötigt. Der Wasserverbrauch ist speziell bei Spargel immens hoch. Wird dieser Verbrauch eigentlich berechnet und vor allem von den Spargelbauern auch bezahlt? Ich wage dies zu bezweifeln.

Die Spargelbauern heuern Jahr für Jahr billigste Arbeitskräfte aus Polen, der Ukraine und Weißrussland an. Sie zahlen Hungerlöhne und beuten diese Menschen aus. Kassieren gleichzeitig Höchstpreise für ihren Spargel und bezahlen aber nicht einmal das für den Anbau benötigte Wasser. Wenn es mit dem Spargelanbau so weitergeht, dann veröden die Gebiete um Beelitz noch mehr!

Vanessa Barikow, Beelitz-Heilstätten

Das ist zu pauschal

„Nicht sehr sozial“, Brief, taz vom 21./22. 9. 2019

Leser Claran schreibt, in Genossenschaften „fließen Mieteinnahmen in private Taschen und von unten nach oben: Mitglieder halten Geschäftsanteile, die verzinst werden. Wer viel hat, bekommt noch mehr dazu, altbekannt. Aus den Mieten aller wird Neubau mitfinanziert, dessen Mieten die meisten nicht bezahlen können.“ Genossenschaften würden eigene „Altersvorsorgekassen“ betreiben.

Das ist falsch – jedenfalls als Pauschalaussage!

Genossenschaften müssen die Anteile nicht verzinsen, und viele tun dies auch nicht, weil Mieter und Mitglieder vielfach identisch sind und es unsinnig wäre, mehr als die Kostenmieten zu nehmen, um dann den Mietern diesen Mehranteil als Zinsen wieder zurückzuzahlen. Es macht allenfalls dort Sinn, wo die Genossenschaft – und damit auch die Mieter – sparen, weil dieses Eigenkapital von Mitgliedern zinsgünstiger ist als Bankkredite und deshalb die Kostenmieten senkt.

Ich bin in zwei Wohnungsbaugenossenschaften Mitglied, und dort wird weder mehr als die Kostenmiete genommen, noch werden Anteile verzinst – im Gegenteil: Durch die Inflation sinkt der Wert meiner Anteile. Neubauten werden auch nicht aus den Bestandsmieten bezahlt. In meinem Haus liegen die Mieten weit unter den Mietspiegelspannen. In Neubauten sind die Mieten höher, liegen aber unter den Neubau-Marktmieten, weil sich die Mieten nur aus den tatsächlichen Erwerbs- und Baukosten bilden ohne Gewinnmarge/Rendite! Wenn die Genossenschaft dort weniger Miete nehmen würde, dann ginge sie pleite, und danach kämen dann Zwangsversteigerung und Heuschrecken.

Es gibt bei uns auch keine „­Altersvorsorgekassen“. Die Vorstände arbeiten ehrenamtlich oder sind – wie jeder Arbeitnehmer – über die gesetzliche Rentenversicherung pflichtversichert. Hier gibt es keine Umverteilung „von unten nach oben“, nur eine normale Entlohnung für die Verwaltung. Wir sind froh, dass wir von dem Mietenwahnsinn auf dem Wohnungsmarkt völlig unberührt sind und hier sicher wohnen und mitbestimmen können.

Mathias Thiede, Berlin

Sehr beunruhigend

BSR-Recyclinghof

Der BSR-Recyclinghof in der Behmstraße befindet sich zwar offiziell in einem Gewerbemischgebiet, jedoch belastet er nicht nur die Anwohner der Häuser in der Malmöer Straße, die direkt an den Hof angrenzen, sondern das gesamte Wohngebiet:

Jeden Morgen um 6 Uhr fährt eine Kolonne aus geschätzt 75 Müllabfuhrwagen über das Kopfsteinpflaster, wodurch die Häuser starken Erschütterungen ausgesetzt sind. Die Lärmbelästigung ist kaum zumutbar und hat auch gesundheitliche Auswirkungen.

Ferner gibt es teilweise erhebliche Geruchsbelästigung, besonders im Sommer, weshalb man zum Beispiel die Balkone nur eingeschränkt nutzen kann und auch die Fenster kaum öffnen möchte.

Auf der Straßenseite zur Hof­einfahrt staut sich der Verkehr, was besonders am Wochenende zu erhöhtem Lärmpegel und Behinderung des Verkehrs führt. Nach Torschluss laden viele ihre Sachen einfach vor dem BSR-Hof ab, wodurch der Gehweg versperrt wird. Glas und Spiegel etc. gehen dabei oft zu Bruch. Es gab bereits mehrfach Einbrecher auf dem Hof, welche Elektrogeräte und Schrott entwendeten. Diese verschaffen sich oft Zugang über die umliegenden Häuser, was für die Anwohner sehr beunruhigend ist.

Andere BSR-Standorte wurden bereits verlegt, doch dieser Standort wird trotz Beschwerden und Klagen seitens der Anwohner offengehalten. Igor Shvykov, Berlin