Gespür für gute Transfers

Die Braunschweiger Football-Mannschaft New Yorker Lions ist schon zwölfmal Deutscher Meister geworden. Das Erfolgsrezept: gute Jugendarbeit und ideale Rahmenbedingungen für Talente aus Übersee

Von Christian Otto

Braunschweig. Im ersten Moment klingt das öde. Dass die New Yorker Lions schon zwölf Mal darüber jubeln durften, Deutscher Meister im American Football zu sein, wirft Fragen auf. Ist die Konkurrenz zu schwach? Machen die Lions mehr richtig als falsch? Die Antworten werden auf dem Platz gegeben.

Vor mehr als 20.000 Zuschauern ist den in Braunschweig beheimateten Lions gerade ein 10:7-Finalsieg gegen die Schwäbisch Hall Unicorns gelungen. Der Triumph in Frankfurt stellt unter Beweis: Seit ihrer Gründung 1987 machen die New Yorker Lions jede Menge richtig. Unter der Regie von Cheftrainer Troy Tomlin ist es nach zwei Jahren ohne Titel wieder gelungen, selbst den kräftigsten Rivalen aus dem Gleichgewicht zu bringen.

An diesem Samstag ist es wieder so weit. Dann rufen die Lions von 11 bis 14 Uhr zu den sogenannten Tryouts. Wer sich traut und etwas auf sich hält, darf bei Deutschlands bester Football-Adresse vorbeischauen und mittrainieren. Sportpark Rote Wiese, Sportzeug und Sportschuhe mitbringen – was so simpel klingt, ist in Wirklichkeit eine hohe Hürde.

Denn die New Yorker Lions sind kein Sportverein von nebenan, bei dem jeder Laie mal eben so mithalten kann. Im Kader der Braunschweiger stehen Könner aus den USA, Frankreich, Finnland und der Schweiz. Viele von ihnen sind bezahlte Hauptdarsteller. Allein ihre körperliche Statur signalisiert: Wer hier mitspielen will, sollte jede Menge Muskeln und keinerlei Angst mitbringen.

Die New Yorker Lions sind von der regionalen zur nationalen Größe aufgestiegen, weil sie sich Stück für Stück ideale Rahmenbedingungen geschaffen haben. Ihr Hauptsponsor ist ein Modeunternehmen, das erstaunlich treu bezahlt. Ihr Zuhause für die Heimspiele der German Football League ist das Fußballstadion von Eintracht Braunschweig. Ihre Strukturen gelten als so gut, dass dem Verein ein schlüssiges Konzept zu bescheinigen ist.

Die Lions sind für herausragende Talente aus Übersee, also vor allem aus den USA, eine attraktive Alternative und ein zuverlässiger Arbeitgeber. Und in Niedersachsen gibt es für den Nachwuchs mit Ambitionen im Leistungssportbereich keine bessere Chance als Braunschweig. Das Ergebnis guter Jugendarbeit lautet: Im Kader des Meisters finden sich immer wieder Eigengewächse wie Wide Receiver Justus Holtz, die nicht eingekauft, sondern selbst ausgebildet worden sind.

Die beste Jugendarbeit hilft im Kampf um Titel wenig, wenn die Sogwirkung in Salzgitter, Lüneburg oder Walsrode endet. Wichtig ist die Gabe, aus dem Mutterland des Footballs interessante Spieler zu einem Wechsel nach Braunschweig zu bewegen. In den USA gibt es Tausende angehender Profis, die von einer Chance in der millionenschweren National Football League träumen. Wer hier wirklich Fuß fassen will, muss oft weite Umwege gehen.

Die New Yorker Lions schaffen es seit Jahren immer wieder, dank guter Kontakte und einem Gespür für kluge Personalien, ihre Vorzeigemannschaft mit US-Power zu verstärken. Sie hießen bis 2010 noch „Braunschweig Lions“ und haben sich zielstrebig weiterentwickelt. Ihre Titel sind kein zufälliger Kraftakt, sondern das Ergebnis guter Arbeit und guter Transfers.