Liberale Juden fordern Schutz

Die Liberale Jüdische Gemeinde fordert von der Stadt ausgebildete Sicherheitsleute und verstärkte Türen

Die Liberale Jüdische Gemeinde sorgt sich um ihre Sicherheit. Anders als die Jüdische Einheitsgemeinde mit ihrer zentralen Synagoge in Eimsbüttel seien die Veranstaltungen der Liberalen Gemeinde auf drei ungesicherte Gebäude verteilt, sagte Gemeindevorstand Galina Jarkova. Notwendig sei ein eigenes Haus mit Video-Überwachung, ausgebildetem Sicherheitsdienst, starken Türen und Pförtnerschranken.

„Wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagte Jarkova. Die Gemeinde zählt nach eigenen Angaben mehr als 300 Mitglieder, von denen der Großteil aus der ehemaligen Sowjetunion stammt.

Bereits vor dem Terroranschlag in Halle seien viele Mitglieder zu den Gottesdiensten am Jom Kippur und anderen hohen Feiertagen aus Angst nicht gekommen, sagte Jarkova. „Unsere Gemeinde ist in einem sehr bedrängten und bedrohten Zustand.“ Während des Anschlags in Halle sei die Gemeindefeier in dem Haus auf St. Pauli in der Simon-von-Utrecht-Straße nur unzureichend geschützt gewesen. „Wir haben keine Mittel, – weder personell noch räumlich noch finanziell – um uns zu schützen.“

Die Liberale Gemeinde habe den Eindruck, dass die Stadt sich für ihr liberal-jüdisches Erbe nicht interessiere und die Appelle der Gemeinde „nur als lästig empfindet“. Notwendig sei ein gesichertes Gebäude, um die mögliche Gefahr zu minimieren. „Wir wollen unsere Veranstaltungen nicht verschleiern und ein Schattendasein führen“, sagte Jarkova. Neben dem Gebäude auf St. Pauli werden auch die ehemalige Israelitische Töchterschule im Karolinenviertel und Räume in der Nähe des Rathauses genutzt.

Die Liberale Jüdische Gemeinde wurde vor rund 200 Jahren, am 11. Dezember 1817, als Tempelverein in Hamburg gegründet. Sie gilt als Wurzel des Liberalen Judentums, zu dem sich heute etwa 1,7 der weltweit 14 Millionen Juden zugehörig fühlen.

Wesentliche Merkmale des Liberalen Judentums sind die Gleichberechtigung der Frauen, Predigten in deutscher Sprache und der Einsatz von Musikins­trumenten im Gottesdienst. Statt auf die strenge Befolgung der Gebote wird nach eigenen Angaben mehr Wert auf ethisches Handeln und den Dialog mit der nichtjüdischen Gesellschaft gelegt. (epd)