Prinz ohne Haus

Prinz Christian Sigismund ist schweigsam. Als Preußen-Prinz wird man streng erzogen, was soll sonst der Uropa denken. Der hieß Wilhelm II., verstand wenig Spaß und mochte an Bremen vor allem, dass hier so große Kriegsschiffe gebaut werden. Sein Urenkel ist echter Bremer: Hier geboren, aufgewachsen, immer noch da – aber demnächst ohne Bleibe. Das Hohenzollern-Anwesen in Bremen-Borgfeld, der Wümmehof, steht zum Verkauf.

Bei diesem Thema wird Prinz Christian noch schweigsamer. „Wenn ich was sage, bekomme ich doch nur was auf den Deckel“, sagt er, ohne das weiter ausführen zu wollen. Formal heißt dieser Deckel „Hausverfassung“, womit jetzt nicht die des Wümmehofes gemeint ist, sondern des „Hauses Preußen“. Und in dem hat Christian leider nicht mehr viel zu sagen.

Früher war das anders: Christians Vater Louis Ferdinand war Familienoberhaupt, also Thronanwärter, für dessen Besteigung er „gegebenenfalls“ auch bereitstünde, wie er geneigten Ohren erklärte. Man muss sich das mal vorstellen: Ausgerechnet das urrepublikanische Bremen war jahrzehntelang Hort aller Hoffnungen der deutschen Monarchisten! Auch 1994, als Louis Ferdinand starb, blieb der Wümmehof Sitz des „ehemals regierenden Preußischen Königshauses“. Christian Sigismund war für vier Jahre kommissarischer Clan-Chef. Dann schlug wieder die Hausverfassung zu, die Christians Neffen Georg Friedrich mit 30 für „volljährig“ erklärte – volljährig im Sinne des Chef-Sein-Dürfens. Und Georg Friedrich verlegte die Preußen-Zentrale nach Potsdam.

Dass aus Prinz-Christian-allein-zu-Haus nun ein Prinz ganz ohne Haus wird, hat schnöd-materielle Gründe: 1,5 Millionen Euro will Georg Friedrich aus dem Anwesen herausholen. Die Stadt möchte es unter Denkmalschutz stellen und die Sanierung unterstützen, obwohl einige Sozis dagegen stänkern und sich so einmal mehr als vaterlandslose Gesellen erweisen. Doch solcher Unbill ist Prinz Christian bald enthoben. HB