wie machen sie das?
: Die Hundemutti

Julia Thiele, 38, hat 2014 die Hundetagesstätte Krefeld gegründet, in der kein Hund in einen Zwinger gesperrt wird.

taz am wochenende: Frau Thiele, Sie passen auf 20 Hunde gleichzeitig auf. Wie machen Sie das?

Julia Thiele: Erst einmal haben wir nur Hunde mit einem guten Sozialverhalten. Dazu nehmen wir die Rolle des Rudelchefs ein und passen auf, dass keiner gemobbt wird und keine Grüppchen gebildet werden.

Wie erreicht man das?

Mit der Stimme und der Körpersprache. Manchmal reicht es, einfach zu pfeifen. Im Zweifelsfall stellt man sich in den Weg. Um Konfliktsituationen zu vermeiden, hilft es auch, nicht mit Bällchen und Leckerchen zu arbeiten. Wir passen auf, dass sich keiner streitet. Aber die Hunde beschäftigen sich größtenteils miteinander.

Und auffällige Hunde haben in der Gruppe keine Chance?

Wir haben schon einige sehr ängstliche Hunde und auch einen Rüden mit Maulkorb, da dieser ansonsten mal zupacken könnte. Aber das müssen Einzelfälle bleiben, damit diese von den anderen lernen können.

Bandeln sie auch an?

Wir haben zwar nur kastrierte Rüden, aber zwischen manchen Hunden entstehen Freundschaften. Andere gehen sich eher aus dem Weg. Es ist eine totale Typfrage.

Was für Typen gibt es?

Du hast die jungen Wilden, die Zurückhaltenden, die Rentner, die eher schauen als mitspielen. Für den Hund ist der erste Sozialpartner der Mensch, aber hier haben sie die Möglichkeit, unter Ihresgleichen zu sein.

Kriegen Sie die Rentner zum Mitspielen?

Wenn sie körperlich fit sind, ja! Die Kleinen wiederum muss man auch mal rausnehmen, damit sie mal zur Ruhe kommen.

Gibt’s die Gefahr, dass einer mal ausbricht?

Wir haben um das ganze Gelände einen zwei Meter hohen Zaun, damit keiner ausbrechen kann.

Manche Hunde essen rohes Fleisch, andere Trockenfutter, andere vegan. Wie bekommt am Ende jeder das Richtige?

Da die Hunde nur zur Arbeitszeit hier sind, bekommen sie von uns kein Futter.

Sie kacken doch sicher trotzdem alles voll?

Das ist der unromantische Teil unseres Jobs. Wir sammeln die Kacke mit Tüten ein. Glücklicherweise haben wir einen Sandplatz und können dann alles rückstandslos entfernen.

Es wird nun wieder kälter. Wie überwintern Sie?

Wir haben ein beheiztes Haus auf dem Gelände, die Hunde können da jederzeit rein und raus. Viele tragen auch Mäntelchen, die Frostbeulen können sich vor den Ofen legen.

Und wie überwintern Sie persönlich?

Die richtigen Jacken und Schuhe machen da schon viel und wenn es ganz schlimm ist, haben wir beheizte Sohlen in unseren Schuhen.

Interview: Pia Stendera