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DAS WETTER: DER FREUND

Rüdiger Schnackel hatte, seit er denken konnte, einen imaginären Freund, der ihm furchtbar auf die Nerven ging. Als Kind hatte er noch geglaubt, dass Detlev – so hieß dieser imaginäre Freund – verschwände, wenn Rüdiger erst erwachsen wäre, aber Detlev dachte gar nicht daran zu verschwinden. Inzwischen hatte Rüdiger eine Ausbildung zum Vorstandsvorsitzenden des Arbeitgeberverbands erfolgreich abgeschlossen und war damit ein hoch angesehener und ernstgenommener Mann der Öffentlichkeit. Doch Detlev wich noch immer keinen Augenblick von seiner Seite und quatschte Rüdiger in alles rein. Oft verfluchte Rüdiger Detlev, dann aber sagte er sich wieder, dass er ohne Detlevs kluge Ratschläge niemals so weit gekommen wäre. Detlev seinerseits hätte niemals seine Ausbildung zum Vorstandsvorsitzenden des Imaginärefreundeverbands abschließen können, wenn er nicht so einen duldsamen Realfreund wie Rüdiger gehabt hätte. Nur wenn Rüdiger sich eine Fernsehshow namens „Die Pyramide“ ansah, dann verschwand Detlev ein Weilchen.

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