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Der große Cumbia-Schwindel

QUEER-CUMBIA Die argentinisch-mexikanischen Kumbia Queers haben der Cumbia nicht nur mit jeder Menge Punk-Attitüde eine Auffrischung verpasst. Vor allem textlich ist die queere Tropipunk-Kombo einzigartig

Feucht-fröhlich gegen soziale Missstände, Frauenfeindlichkeit und Homophobie

VON NILS SCHUHMACHER

Sie singt Heiratenden in Peru ein Lied, bringt den Gangstern und Abweichenden jeglicher Couleur in den argentinischen Elendsvierteln als Cumbia Villera ein Ständchen, stürmt mit schmalzigen Texten und viel Bling-Bling die Charts oder wird mit Raps oder Reggae amalgamiert. Sie ist Folk und Musik der Folk-Devils in einem, romantische Verklärung von Tradition ebenso wie die gern leicht ironische Überzeichnung des Lebens am gesellschaftlichen Rand. Im lateinamerikanischen Raum ist die Cumbia spätestens seit ihrem unerwarteten Revival in den 90ern allgemeines Kulturgut mit zahllosen Subgenres und stilistischen Nischen.

So gesehen besetzen die aus Argentinien und Mexiko stammdenen Kumbia Queers sogar eine Nische in der Nische. Die sechsköpfige All-Girl-Band mit Wurzeln in Punk und Queer-Bewegung steht zum einen für eine wie so oft aus einer Bierlaune und allgemeinen Ernüchterung in Bezug auf die Lebhaftigkeit des eigenen Genres geborenen Auffrischung traditioneller Musik mit Punk-Sound, -Energie und -Attitüde, die hier als „1.000 % Tropipunk“ auf den Begriff gebracht wird. Vor allem aber steht sie für einen bislang einzigartigen Perspektivenwechsel in einer trotz aller Aktualisierungsbemühungen doch recht traditionalistischen und nicht selten vom Machismo geprägten Kultur.

Denn die kämpferischen Kumbia Queers unterziehen nicht nur bekannte Pop-Songs einer umfassenden und nach anfänglichen Vorbehalten gegenüber dem weitgehend unkritischen „Herrschaftsinstrument“ und vor allem handwerklichen Unzulänglichkeiten immer besser gelingenden Neuinterpretationen – in der Cumbia nun wirklich nichts Neues.

Sondern haben dem Genre endlich auch mal textlich Unerhörtes hinzugefügt. Und so handelt die Sache auf mal freundliche, mal provokante, vor allem aber sehr tanzbare und feucht-fröhliche Weise von gesellschaftlichen Missständen, Frauenfeindlichkeit und Homophobie. Ein Glück, wenn diese Kombination gelingt.

■ Di, 4. 9., 21.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

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