Rheinisches Tanz-Theater

Köln und Bonn nehmen einen neuen Anlauf, mit Düsseldorf und Duisburg ein Tanztheater zu gründen. Bestehende Verträge verhindern allerdings, dass die Idee schnell umgesetzt werden kann

AUS KÖLN ISABEL FANNRICH

Die Städte Köln und Bonn machen den ersten Schritt: Gemeinsam mit Düsseldorf und Duisburg wollen sie das „Tanztheater Rheinschiene“ gründen. Der Kulturausschuss von Bonn hatte im Juni auf Antrag der CDU die Verwaltung beauftragt, „entsprechende Gespräche“ mit den anderen Städten zu führen. Kölns Kulturdezernent Georg Quander zeigt sich von dem Vorpreschen der Bonner zwar „überrascht“, aber: „Der Beschluss geht nicht in die falsche Richtung“, sagt er. Vorstellbar sei „eine hoch attraktive, richtig große Ballett- und Tanzkompagnie, die Strahlkraft für die ganze Region hat“, so der parteilose Kulturdezernent zur taz.

Diese müsse das gesamte Spektrum von klassischem bis zeitgenössischem Tanz abdecken, fordert Quander. Wie und wo dieses Ensemble realisiert werde, müsse noch diskutiert werden. Nach einem Gespräch mit seinem Bonner Kollegen Ludwig Krapf sieht er allerdings „keine kurzfristigen Realisierungschancen“. Sowohl Bonn als auch Düsseldorf steckten noch in Verträgen.

Die Kultur im Rheinland zu stärken, ist ein grundlegendes Anliegen der Städte Bonn, Köln, Düsseldorf und Duisburg. Mehrmals im Jahr sitzen sie im Rahmen der Rheinland AG zusammen mit dem Landschaftsverband Rheinland an einem Tisch. Dabei entstehen Kunstprojekte wie „Der Neue Orient“, an dem zurzeit gearbeitet wird. Die Idee, über ein gemeinsames Tanztheater Kosten einzusparen, hatte sich allerdings zerschlagen, als Bonn sich 2003 den Tänzer und Choreographen Johann Kresnik als Direktor des Choreographischen Theaters in die Stadt holte. Und erst kürzlich füllte auch Köln unter dem neuen Kulturdezernenten Quander eine zehn Jahre währende Leerstelle im Bereich Tanztheater und engagierte die Freiburger Choreographin Amanda Miller mit dem Ensemble „pretty ugly tanz Köln“.

„Wir werden schauen, wie sich das entwickelt“, kommentiert Quander das vorerst auf drei Jahre befristete Engagement. In Bonn gilt nach Angaben des parteilosen Kulturdezernenten Krapf der Vertrag von Kresnik erst einmal bis Ende Juli 2006. „Generalintendant Klaus Weise muss entscheiden, was er mit Kresnik tut.“

Eine Kooperation machen Düsseldorf und Duisburg bereits vor. Sie können auf eine 50-jährige Theatergemeinschaft zurück blicken. Die als GmbH organisierte „Deutsche Oper am Rhein“ nutzt zwei Spielstätten: das Opernhaus Düsseldorf und das Theater Duisburg. Dabei werden Opern und Ballett etwa zu Zweidrittel in Düsseldorf gezeigt, die Endproben und Premieren finden in beiden Häusern statt. „Klassisches Ballett kann sich nur Düsseldorf leisten“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Bonner Kulturausschusses, der CDU-Stadtverordnete Markus Schuck. „Eine gemeinsame Tanzgruppe wäre ein schönes Signal, weil es in Bonn kein klassisches Ballett mehr gibt.“

Dass die Idee für ein gemeinsames Tanztheater jetzt wieder aufgegriffen wird, liegt wohl an den knapper werdenden öffentlichen Mitteln. „Es hat etwas Reflexartiges, dass man den Rotstift dann beim Tanztheater ansetzt“, kritisiert der Bonner Kulturdezernent Krapf. „Uns alle drücken die Einsparzwänge, aber wir sind Kulturleute genug, um zu sagen: Das schwächste Glied streichen wir nicht weg.“ Nach seinen Vorstellungen müsste „eine gemeinsame Company mit unterschiedlichen Schwerpunkten an verschiedenen Standorten“ spielen.

Als Spielstätte kommen die bereits bestehenden Häuser in Betracht. „Das heißt nicht, dass für Düsseldorf alles so läuft wie bisher“, stellt Quander klar. Das Projekt bedeute für alle Städte etwas Neues: „Alle müssen sich einbringen.“ Ob sich unter dem Strich Einsparungen ergeben, ist allerdings fraglich: Ein Ensemble müsste mitsamt Technik vier Städte bereisen. Ungeklärt ist außerdem, wie eine Tanzgruppe allein verschiedene Spezialisierungen erfüllen soll.

Doch vorerst liegen die Gespräche auf Eis. In Duisburg hat der neue Beigeordnete für Kultur, Karl Janssen, erst kürzlich sein Amt angetreten. Und der langjährige Düsseldorfer Kulturdezernent Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff wechselte in die neue Landesregierung. Seine alte Stelle muss erst noch ausgeschrieben werden.