Woche der Wiederbelebung: 30-mal drücken, 2-mal beatmen
Eine Herzdruckmassage ist eine einfache Sache. Dennoch haben viele Angst davor, selbst aktiv zu werden. Dabei kann sie Leben retten.
Auch schon mal erlebt? Da fällt auf dem Gehweg ein Mensch plötzlich um, wird bewusstlos, läuft blau an, wahrscheinlich hat die Atmung ausgesetzt. Und dann: Entsetzen in den Augen der Passanten. Was jetzt tun? Klar, helfen! Aber wie? Und vor allem: wer?
Ich selbst hatte in zwei solchen Situationen schon mal Angst, das Falsche zu tun. Dann lieber gar nichts machen und auf die anderen hoffen … Genau hier setzt die Woche der Wiederbelebung an, die seit 2013 bundesweit mit Veranstaltungen begangen wird, auch in Berlin und Brandenburg. Am Montag hatte deshalb die Charité an vier Standorten und auch das Vivantes Klinikum im Friedrichshain eingeladen, um – ja, man kann es so nennen: selbst Hand anzulegen und die Herzdruckmassage zu üben.
Der RBB war in Friedrichshain dabei und berichtete in der „Abendschau“. Zu sehen sind Dummys, also arm- und beinlose Oberkörper aus gummiartigem Material, Fachleute vermitteln ihr Wissen, junge Leute üben sich in der Herzdruckmassage und drücken rhythmisch den Dummy-Brustkorb ein. „30-mal drücken, 2-mal beatmen“, sagt Nachrichtensprecher Dirk Jacobs zu den Bildern, „so kann man einen Menschen mit Herzstillstand wiederbeleben.“
Das Üben tut not. In Deutschland traut sich laut RBB „nur jeder Dritte eine Herzdruckmassage zu – noch weniger eine Beatmung“. Deshalb gibt es neuerdings Schutzfolien für Rucksack oder Handtasche, die bei einer Beatmung aufgelegt werden können.
Methode „Prüfen – Rufen – Drücken“
Die Schutzfolien dienen dazu, „die Scheu zu überwinden“, einem fremden Menschen mittels Mund-zu-Mund-Beatmung zu helfen. „Schon ab 3 Minuten nach Herzstillstand sterben die ersten Gehirnzellen ab“, schließt der Bericht mahnend. Und wenn nicht innerhalb von fünf Minuten nach einem Herzstillstand einfache Maßnahmen wie eine Herzdruckmassage durchgeführt werden, dann ist ein Überleben unwahrscheinlich.
Aber was genau ist zu tun? Das weiß Christian Hermanns, der als Notarzt bei der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, einer der Initiatoren der Woche der Wiederbelebung, arbeitet. „Man sollte nach der Methode Prüfen – Rufen – Drücken handeln“; sagt er am Telefon.
„Prüfen“ meint: die Person ansprechen, rütteln und prüfen, ob sie noch atmet. „Rufen“ bedeutet: andere auf die Situation aufmerksam machen und auffordern, den Notruf 112 zu rufen – oder es selbst tun. „Drücken“ heißt: die Herzdruckmassage ausführen, also „Brustkorb freimachen bis auf die Haut, das Brustbein 5 bis 6 Zentimeter nach unten drücken und das 100 bis 120 Mal pro Minute“.
Hört sich einfach an, ist es auch. Nur bleibt die Angst, dabei etwas falsch zu machen, eine Rippe zu brechen etwa. Hermanns rät dazu, „die Herzdruckmassage immer mal wieder zu trainieren und die Kenntnisse aufzufrischen“.
Gelegenheit zum Üben gibt es diese Woche am Donnerstag und am Freitag jeweils in Mahlsdorf (Infos unter einlebenretten.de), Fachleute vom Vivantes Klinikum Kaulsdorf sind vor Ort.
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