Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um
:

Es ist Art Week in Berlin. Die Institutionen eröffnen große Ausstellungen, Sammler*innen ihre Türen, Galerien und Projekträume locken mit mehr oder weniger hochkarätigen Schauen. Herzstück bildet allen Unkenrufen zum Trotz aber weiterhin die Kunstmesse art berlin, die wie auch die zweite, die Positions, auf das Gelände des Flughafens Tempelhof lädt. 110 Galerien sind in diesem Jahr mit dabei. Glücklicherweise gibt es neben klassischen Ständen auch anderes zu sehen, zum Beispiel den „Salon“. 2018 lief unter diesem Titel noch eine in wilder Petersburger Manier gehängte Gruppenausstellung, 2019 präsentiert der „Salon“ neue Plattformen und Alternativen zum Galeriemodell. Experimentell geht es auch bei den „Special Projects“ zu, wo Galerien wie zu Abc-Zeiten Solopräsentationen inszenieren. Żak Branicka etwa haben dafür Agnieszka Polska ausgewählt, Barbara Wien wiederum Georges Adéagbo. Auf der Positions könnten indes die „Academy Positions“ interessant sein. Dort werden Arbeiten von Studierenden von Kunsthochschulen angeboten, unter anderem von der UdK, der Kunsthochschule Weißensee, der Kunstakademie ­Düsseldorf, aber auch der Academy of Fine Arts Danzig und der ­Eugeniusz Geppert Academy of Fine Arts ­Breslau (art berlin: 12.–15. 9., Do. 16-20, Fr.+Sa. 11–19, So. 11–18 Uhr, Flughafen Tempelhof, Hangar 5+6; Positions: 12.–15. 9., Do. 17–21, Fr.+Sa. 11–19, So. 11–18 Uhr, Hangar 4).

Kunst zu kaufen gibt es am Wochenende auch anderswo und ganz ohne Chichi: Am Sonntag, wenn in der Galerie Weisser Elefant die von Julia Heunemann kuratierte Gruppenausstellung „Zwischen Ausgängen – Pending Issues“ zu Ende geht, kann dort das „Archiv der Anonymen Zeichner“ erworben werden. Die Künstlerin Anke Becker gründete das Projekt Anonyme Zeichner 2006, einerseits, um dem oft unterschätzten Medium Zeichnung mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, andererseits um die Regeln des Kunstmarkts auszuhebeln. Die Urheber*innen bleiben nämlich tatsächlich anonym – bis zum Verkauf der Zeichnungen. Der erfolgt immer zum gleichen Preis von 200 € (15. 9., 13 bis 19 Uhr, Auguststr. 21).

Apropos Preis: Schon am Sonnabend, Punkt Mitternacht wird verkündet, welche drei der neun Nominierten für den Berlin Art Prize zu den Gewinner*innen zählen – dieses Jahr erstmals nicht mehr in thematische Kategorien untergliedert – und eine der von Saâdane Afif gestalteten Trophäen mit nach Hause nehmen darf. Gefeiert werden in der Nacht, zum DJ-Line-up von Nai Fowler, natürlich alle neun Künstler*innen der Shortlist und die Kunst an sich (14. 9., ab 21 Uhr, Am Flutgraben 3).