Vater des Klimagipfels geht

KOPENHAGEN Kurz vor der Konferenz lässt Gastgeber Dänemark seinen Chefunterhändler ziehen

BERLIN taz | Stabwechsel auf der Zielgeraden: Gut zwei Monate vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen hat sich Dänemark von seinem Chefunterhändler getrennt. Dies teilte das dänische Klimaschutz- und Energieministerium Anfang der Woche mit. Dabei galt der zurückgetretene Thomas Becker unter internationalen Kollegen als „kaum entbehrlich“. Sein Nachfolger wird nach laut Ministerium der Diplomat Steffen Smidt.

Becker gilt als Vater der Klimakonferenz. Es war seine Idee, das Großereignis in die Hauptstadt seines Heimatlandes zu holen, wofür er entschieden gekämpft hatte. Dass er nun in der Schlussphase fehlt, könnte die Verhandlungen zusätzlich belasten. Im Dezember soll auf der UN-Konferenz ein Nachfolgeabkommen des Kioto-Protokolls zur Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes verabschiedet werden. Über die Hintergründe von Beckers Abgang gibt es verschiedene Versionen.

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, ist Becker wegen eines Streits über seine Spesenrechnung freigestellt worden. Daraufhin habe Becker gekündigt, bevor er entlassen wurde, obwohl seine Kündigungsfrist erst nach der Kopenhagen-Konferenz abgelaufen wäre. Als wahren Grund vermuten Oppositionspolitiker und Medien aber Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Klimaministerium von Connie Hedegaard und der Staatskanzlei von Premier Lars Løkke Rasmussen über die Frage, wie ambitioniert ein neues Klimaabkommen sein müsse. Hedegaard widersprach den Berichten. Ihre Zusammenarbeit mit dem Regierungschef sei so eng wie nie zuvor. NADINE MICHEL