11 Freundinnen

Die „Sportsfrau“ versucht den Brückenschlag vom Hintergrund-Magazin für aktive Sportlerinnen zum gesunden Lesefutter der Wellness-Walking-Welle

Zwischen „Kicker“ und „FuWo“ sieht sich das neue Magazin im passiven Abseits

von Mathias Liebing

Wachen Blickes und dynamischen Schritts schmückt sie die Titelseite der Sportsfrau, des neuen Magazins „für Bewegung, Fitness und Gesundheit“: Birgit Prinz. Ein mittlerweile gewohntes Bild von der Weltfußballerin des Jahres, die inzwischen nicht nur von der fußballverrückten Kioskbetreiberin, sondern eben längst auch vom Frauensport hassenden Pressegrossisten erkannt wird.

Dummerweise macht die Prinz genau damit Probleme. Nicht etwa sich oder gar dem Frauenfußball, sondern – der Sportsfrau. Denn die Erstausgabe des Magazin, die mit der aktuell bekanntesten Kickerin des Landes als Covergirl aufmacht, wird dieser Tage nämlich in vielen der Zeitschriftenregalen inmitten der gängigen Fußballliteratur einsortiert, direkt neben SportBild, dem Zentralorgan Kicker, der guten alten FuWo und den 11 Freunden.

Da allerdings sieht sich der Neuzugang mit seinem 40-seitigen Heft im passiven Abseits, wie von Verlagsseite zu hören ist. „Die Sportsfrau gehört nicht zu den Fußball-Zeitschriften und auch nicht zu den Fitness-Magazinen. Unser Platz ist vielmehr neben Heften wie Wellfit, Nordic Walking oder dem Stern-Ableger Gesund leben“, sagt Jutta Hornberger vom Wiebelsheimer Limpert-Verlag.

Der ist bislang eher in Fachkreisen wegen seiner für Trainer, Übungsleiter und Sportwissenschaftler aufbereitete Fachliteratur bekannt. Mit Sportsfrau wagt er sich jetzt zum ersten Mal mit einem seiner Formate auf den freien Markt. Dabei vertraut Deutschlands ältester Sportverlag zum einen auf den wissenschaftlichen Background – und zum anderen auf die Marktlücke, die er im nicht eben leeren deutschen Zeitschriftenmarkt erspäht zu haben glaubt: sportlich-gesundheitsbewusste Frauen aller Altersgruppen mit Ausnahme der ganz jungen. „Die Nachfrage von Vereinen und Aktiven aller Sparten ist da“, umreißt Jutta Hornberger das anvisierte Käuferinnenklientel, Altersspanne von 30 bis 70.

Für all jene soll nun sechsmal jährlich der Frauenhochleistungssport reflektiert, Entwicklungen im Gesundheitssport aufgegriffen und nach Nachahmenswerten im Freizeitsport gesucht werden.

Doch was der Sportsfrau in ihrer ersten Ausgabe fehlt, ist Mut. Mut, der als Verkaufsargument proklamierten hintergründigen Berichterstattung den nötigen Platz zu gönnen. Denn die Texte über den weiblichen Tenniszirkus oder die als neues deutsches Fräuleinwunder des Schwimmens verkaufte Janine Pietsch lesen sich geschmeidig – sind aber für Hintergründiges viel zu kurz. Nicht anders beim Fußballaufmacher: All jenen, die schon einmal zwei Länderspiele der deutschen Frauenfußball-Nationalelf samt Ton im Fernsehen verfolgt haben, kann Sportsfrau kaum Neues erzählen.

Das Magazin versucht hier also einen schwierigen Spagat: Auf der einen Seite sollen Leserinnen abgeholt werden, die tiefer als bislang möglich in den Frauensport eintauchen wollen und die gleichzeitig einen Wert daraus schöpfen können, sich das eigene Fitnessgetränk zu mixen. Dagegen steht die – wahrscheinlich größere und für den Erfolg der Sportsfrau entscheidendere – LeserInnen-Gruppe, die vom Pilates-Training bisher nicht mehr gehört haben, als die lobenden Worte der Nachbarin. Und die nun im Heft mit fünf Basisübungen bedient werden.

Mögen die Leserinnen entscheiden, wo weiter geturnt wird. Der Verlag will dem Heft, das momentan mit einer Auflage von 17.000 Exemplaren erscheint, Zeit geben. Gut so.