Alte Bremer Villa muss weichen: Abriss dem Palaste
Das „Medienhaus“ in Bremen hat keine Zukunft – das Bauwerk soll für ein Appartementhaus Platz machen. Der Widerstand ist breit, aber wohl zwecklos.
Wie schön das Gebäude ist, darüber lässt sich streiten – laut Landesdenkmalschützer Georg Skalecki haben andere Bauwerke der Architekten einen höheren kunsthistorischen Wert. Dass es das Stadtbild prägt, scheint aber Konsens – es regt sich Widerstand.
Seitdem es erst Gerüchte über eine neue Bauplanung gab, habe das Ortsamt in Schwachhausen „alles versucht, um den Abriss zu verhindern“, so Ortsamtsleiterin Karin Mathes – erfolglos. Auch Skalecki, unter dessen Verantwortung das Haus nicht in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen wurde, bedauert den Verlust.
Selbst der neue Eigentümer stimmt in das Bedauern ein: „Natürlich fällt es uns nicht leicht, ein optisch so markantes Gebäude aus dem Stadtbild zu entfernen“, sagt Mareike Dittrich vom Planungsbüro Italiano. Allerdings sei die alte Bausubstanz marode und daher nicht erhaltenswert.
Maike Schaefer, Bausenatorin
Auch Bürger*Innen setzen sich für den alten Bau ein: 1.100 Unterschriften gegen den Abriss sind bereits durch eine Onlinepetition zusammengekommen. Eine Bürgerinitiative will am kommenden Montag vor dem Haus eine Protestaktion starten.
Aussicht auf Erfolg hat ihr Anliegen laut Bauressort aber wohl nicht mehr. „Wenn der Investor entschlossen ist, dort zu bauen, wird dort gebaut“, erklärt Jens Tittmann, Sprecher der Bausenatorin. Der Bauantrag ist so gut wie durch. Die letzten Mieter sind schon 2018 ausgezogen. Nicht einmal eine Abrissgenehmigung müssen die Investoren beantragen.
2001 war geprüft worden, ob das Gebäude unter Denkmalschutz kommt – doch die Prüfung fiel negativ aus: Das Innere des Hauses war bereits mehrfach umgebaut worden. „Das Gebäude hat die Prüfung relativ knapp nicht bestanden“, erklärt der Landesdenkmalschutzbeauftragte Georg Skalecki.
Froh sein können die Anwohner, dass nicht die Vorgabe aus dem alten Bebauungsplan umgesetzt wird: Der kam aus den Sechzigerjahren und hätte an dieser Stelle kurioserweise eine Tankstelle oder Garagen vorgesehen.
Der Neubau nun muss einige Vorgaben erfüllen: Die Dachform wurde den neuen Eigentümern, die das Grundstück 2017 erworben haben, vorgegeben. Und auch der parkähnliche Charakter muss erhalten bleiben – so können die 150 Jahre alten Blutbuchen stehen bleiben.
Das Planungsbüro des Eigentümers Thorsten Italiano sieht nun ein U-förmiges, zur Straße offenes dreistöckiges Gebäude vor. 31 Wohnungen sollen entstehen – die Sozialwohnungsquote zieht nach aktueller Gesetzeslage in Bremen erst bei über 49 Wohneinheiten.
Denkmalschützer Skalecki sieht das Ganze skeptisch. Ein Zugewinn werde der neue Bau sicherlich nicht sein. Doch lässt sich nachträglich die Denkmalswürdigkeit des jetzigen Gebäudes anders einschätzen? Schon 2001 wurde das Haus als nicht denkmalsgeschützt eingestuft – und 2015 angesichts der Bauvoranfrage bestätigte Georg Skalecki diese Einschätzung.
Neues Denkmalschutzgesetz
Ein Punkt hat sich allerdings seit der letzten Bewertung verändert: Anfang des Jahres ist ein neues Denkmalschutzgesetz in Bremen in Kraft getreten. Seitdem können auch „städtebauliche Gründe“ dafür sorgen, dass die „Erhaltung im öffentlichen Interesse“ liegt.
Doch es ist unwahrscheinlich, dass die Behörden über diesen Ansatz versuchen, den Bauantrag zu stoppen: Schließlich, so gibt Tittmann zu bedenken, habe auch ein Privatinvestor Rechte. „Der Investor hat das Haus gekauft unter der Maßgabe, dass er dort abreißen, was hinstellen und Geld verdienen kann. Er muss sich darauf verlassen, dass er das auch machen kann“, so der Sprecher der Bausenatorin.
In Zukunft soll früher gehandelt werden. „Ich werde mich künftig dafür einsetzen, dass in Bremen solch schöne Altbausubstanz wie das Bremer Medienhaus mehr erhalten bleibt“, sagt Bremens neue Bausenatorin Maike Schaefer. Natürlich müsse man den Einzelfall prüfen, aber grundsätzlich gelte: „Historische Bausubstanz prägt das Gesicht einer Stadt und gilt es zu erhalten.“
Auch Skalecki betont: „Es ist uns ein Anliegen, dass von uns nicht irgendetwas Schützenswertes übersehen wird und dann in Gefahr kommt.“ Man arbeite seit Jahren daran, alle Gebäude zu erfassen – „aber es gibt sehr viele historische Gebäude, und wir haben ein Personaldefizit.“
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